Journalistin ordnet Wirkung der ersten Präfektin im Vatikan ein

"Vorbild für die Weltkirche"

Erstmals ernennt der Papst eine Frau zur Leiterin einer seiner Behörden. Simona Brambilla wird Präfektin der vatikanischen Ordensbehörde und bekommt einen Kardinal unterstellt. Eine Überraschung sei die Ernennung aber nicht.

Autor/in:
Elena Hong
Konferenztisch im vatikanischen Staatssekretariat, Dikasterium der Römischen Kurie / © Paul Wuthe/Kathpress (KNA)
Konferenztisch im vatikanischen Staatssekretariat, Dikasterium der Römischen Kurie / © Paul Wuthe/Kathpress ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet diese Ernennung?

Gudrun Sailer (Vatikan-Journalistin bei Vatican News): Die Ernennung der ersten Präfektin in der Geschichte der Römischen Kurie ist ein wichtiges Signal, ein Signal an die Weltkirche, ein Signal an die engagierten Frauen in dieser Weltkirche und auch ein Signal an die Kardinäle. 

Gudrun Sailer / © Greta Galligioni (privat)
Gudrun Sailer / © Greta Galligioni ( privat )

Zum ersten Mal wirkt eine Frau, eine Ordensschwester, beim Heiligen Stuhl auf der Ebene direkt unter dem Papst. Das war vor wenigen Jahren noch undenkbar. Da waren Präfekten durch die Bank Kardinäle oder Erzbischöfe, also alles geweihte Männer. Das muss ab sofort nicht mehr so sein, und das hat Papst Franziskus durch diese Ernennung verdeutlicht. Auch Laien und damit Frauen können, wenn der Papst sie ernennt, auf der höchsten Führungsebene des Heiligen Stuhles unter dem Papst wirken. 

DOMRADIO.DE: Inwiefern ist das auch ein Signal an die Kardinäle?

Sailer: Das eigentlich Innovative an der Ernennung ist ja, dass es eine doppelte Ernennung ist. Ernannt wurden eine Präfektin und zugleich ein Pro-Präfekt. Und dieser Pro-Präfekt ist Kardinal. Der Pro-Präfekt steht in der Hierarchie etwas unter dem Präfekten. 

Gudrun Sailer

"Das Kardinalamt ist ein Dienstamt. Nicht Macht, sondern Dienst."

Nun sind Kardinäle aber von alters her die wichtigsten Berater des Papstes, sie haben das Privileg, den Papst zu wählen, und einer von ihnen ist der nächste Papst. Das Amt ist mit dem allerhöchsten Ansehen verbunden. Und bisher waren wie gesagt fraglos die Kardinäle die Präfekten und die Laien auf den nachgeordneten Rängen. Dass nun umgekehrt ein Kardinal unter einem Laien in einer Kurienbehörde wirkt, das ist neu, noch nie dagewesen. 

Kardinäle beim Konsistorium mit Papst Franziskus am 7. Dezember 2024 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Kardinäle beim Konsistorium mit Papst Franziskus am 7. Dezember 2024 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Übrigens ist die Präfektin auch noch fünf Jahre jünger als der Pro-Präfekt im Kardinalsrang. Aber wie oft hat Papst Franziskus und vor ihm übrigens auch schon Papst Benedikt den neu ernannten Kardinälen eingeschärft: Das Kardinalamt ist ein Dienstamt. Nicht Macht, sondern Dienst. Und wenn das so ist, kann ein Kardinal auch mal einem Laien, Frau oder Mann, zuarbeiten. Das, glaube ich, wollte der Papst mit dieser ungewöhnlichen Doppelernennung unterstreichen.

DOMRADIO.DE: Kommt die Ernennung der ersten Präfektin eigentlich überraschend?

Sailer: Sie kommt nicht überraschend, nein. Papst Franziskus hat eine Kurienreform durchgeführt, und im Grundlagentext, Praedicate Evangelium, ist festgehalten, dass auch Laien Kurienbehörden leiten können. Franziskus selbst hatte schon angekündigt, dass er die Ernennung einer Präfektin plant. 

Ordensfrauen der Missionarinnen der Nächstenliebe begrüßen Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ordensfrauen der Missionarinnen der Nächstenliebe begrüßen Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Und übrigens möchte er auch, dass diese Ernennung Vorbildwirkung in den Bistümern der Weltkirche hat: Frauen in hohen kirchlichen Verantwortungen. Denn wenn wir einmal von den kirchlichen Gegebenheiten in Mitteleuropa absehen, gibt es viele Bistümer, die Frauen in Führungspositionen noch nie in Betracht gezogen haben. An diesem Punkt geht also der Vatikan unter Franziskus voran.

Gudrun Sailer

"Die erste Präfektin der Kurie gerade an der Ordensbehörde, das ist sinnvoll."

DOMRADIO.DE: Und dass die erste Kurienbehörde mit einer Frau an der Spitze das Ordensdikasterium ist, ist das folgerichtig? 

Sailer: Es gibt 600.000 katholische Ordensleute auf der Welt, und die große Mehrheit von ihnen sind Schwestern. Nicht zufällig übrigens hat die „Feminisierung“ der Kurienspitze am Ordensdikasterium angefangen. Vor 20 Jahren, 2004, wurde Schwester Enrica Rosanna die erste Untersekretärin des Heiligen Stuhles – an der Ordenskongregation. Das war noch unter Papst Johannes Paul II. Untersekretäre gehören zur Führungsriege, zusammen mit Sekretär und Präfekt. Also ja, die erste Präfektin der Kurie gerade an der Ordensbehörde, das ist sinnvoll. 

Die Fragen stellte Elena Hong. 

Die Behörden des Papstes

Nach mehrjähriger Arbeit hat der Vatikan die Neuordnung der römischen Kurie veröffentlicht. Die Apostolische Konstitution "Praedicate evangelium" regelt den Aufbau der Kurie, darunter die Zuschnitte der sogenannten Dikasterien (Ministerien), Justiz- und Wirtschaftsorgane sowie der Büros des Heiligen Stuhls. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt die Organe kurz vor:

Blick auf den Petersdom / © STLJB (shutterstock)
Quelle:
DR