"Mir geht es darum, immer wieder neue Anreize für die Sängerinnen zu schaffen – da soll es nicht langweilig werden" – so umschreibt Domkantor Oliver Sperling seine Aufgabe als Chorleiter des Mädchenchores. Denn neben der musikalischen Gestaltung der Messen und Chorvespern am Kölner Dom singen "seine" Mädchen regelmäßig auch in der Kölner Philharmonie oder musizieren gemeinsam mit den anderen Domchören bei den geistlichen Konzerten mit dem Gürzenich-Orchester im Dom. Neben dem "Tagesgeschäft" mit Proben im Chorzentrum der Dommusik in Köln-Lindenthal und Auftritten im Dom gibt es so immer wieder Highlights wie auch die Konzertreisen in alle Welt. Besonders gut sind dem Domkantor die Besuche in Argentinien und Israel in Erinnerung.
Erfolge bei Chorwettbewerben und Konzertreisen
Nach 25 Jahren ist der Mädchenchor nicht mehr aus der bundesweiten Chorlandschaft wegzudenken. Dass sich die vielen Proben unter der Woche lohnen, können die Gottesdienstbesucher nicht nur sonntags im Dom hören – auch die Juroren des Deutschen Chorwettbewerbes waren vom Mädchenchor so angetan, dass die Kölnerinnen den Wettbewerb in diesem Jahr für sich entscheiden konnten. Dafür sind konzentrierte Proben nötig, aber Oliver Sperling legt bei aller Präzision auch Wert darauf, dass die jungen Sängerinnen viel Spaß am Singen haben: "Die Mädchen sind mit so viel Ernsthaftigkeit bei der Sache, dass es eine große Freude ist, miteinander zu musizieren." Schon schnell nach seiner Gründung hatte sich der Mädchenchor mit einem ganz eigenen Klangbild profiliert und es über die Jahre verfeinert. Makellose Stimmen, perfekte Intonation und ein homogener Klang – der Sieg beim diesjährigen Deutschen Chorwettbewerb und die vielen guten Platzierungen in den Jahren davor zeigen das kontinuierlich hohe Niveau des Mädchenchores.
Kathedralmusik war früher Männerdomäne
Seit 1996 leitet Oliver Sperling den Mädchenchor – Domkapellmeister Eberhard Metternich hatte den Chor sieben Jahre zuvor gegründet. "Mir war schnell klar, dass wir neben der Förderung der Knaben eine vergleichbare Möglichkeit für Mädchen schaffen müssen, um dieses gleichermaßen wertvolle Potential nicht zu verlieren", erklärt Metternich. Damit waren die jungen Sängerinnen mit die ersten an deutschen Kathedralen überhaupt, denn Mädchenchöre an Domkirchen waren bis zum II. Vatikanischen Konzil in Deutschland weitgehend unbekannt und bis in die 1990er Jahre eher selten in bundesdeutschen Bistümern anzutreffen. Heute gibt es an fast allen Kathedralen Mädchenchöre – die Kölner sind in gewisser Weise als Vorbilder vorangegangen. Sperlings persönliches Rezept für die erfolgreiche Arbeit: "Man muss gerne mit jungen Menschen zu tun haben und in ihnen die Begeisterung für geistliche Musik und für die Kirche wecken wollen." Diese Begeisterung konnten die Besucher im Kölner Dom am Donnerstag erleben: Es erklang Chormusik a cappella und mit Klavier; u. a. mit einer Uraufführung von Klaus Wallrath und Bob Chilcotts "A Little Jazz Mass".