Zwei junge Juden sind in Berlin angegriffen und antisemitisch beleidigt worden. Einer der Täter, ein arabisch sprechender Mann, schlug mit einem Gürtel auf eines der Opfer ein, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Die beiden 21 und 24 Jahre alten Juden trugen eine Kippa, eine traditionelle jüdische Kopfbedeckung, als sie am Dienstagabend in Prenzlauer Berg unterwegs waren. Der 21-jährige Israeli filmte den Vorfall mit seinem Smartphone.
Schläge mit dem Gürtel
Das ins Internet gestellte Video zeigt einen jüngeren Mann, der mehrfach mit einem Gürtel auf das Opfer einschlägt und "Jahudi" ruft (arabisch für Jude). Der Angegriffene sagt "Ich filme Dich". Daraufhin schiebt der Begleiter des Angreifers ihn weg. Im Hintergrund ruft eine Frau: "I call the Police". ("Ich rufe die Polizei.") Dann ruft der Angegriffene: "Jude oder nicht Jude, du musst damit klarkommen." Auf dem Video ist nicht zu sehen, was vor dem ersten Schlag passierte.
Die Attacke sei ohne jeglichen Streit passiert, sagte der 21-jährige dem israelischen Fernsehen. Er sei am Vorabend mit seinem 24 Jahre alten deutschen Begleiter in Prenzlauer Berg "ganz normal auf der Straße gegangen - wir haben mit niemandem gesprochen". Dann hätten drei Männer plötzlich angefangen, sie zu beschimpfen. Erst hätten sie sie ignoriert, aber als die Beschimpfungen weitergingen, habe der Freund ihnen gesagt, sie sollten damit aufhören. "Dann wurden sie sauer, einer von ihnen rannte auf mich zu."
Staatsschutz ermittelt
Die Gruppe des Schlägers entfernte sich vom Tatort, wurde jedoch von dem 21-Jährigen verfolgt. Daraufhin nahm der Schläger eine Glasflasche und versuchte den Verfolger damit zu schlagen, wie die Polizei mitteilte. Eine Zeugin ging dazwischen und verhinderte weitere Schläge des Täters. Der 21-Jährige wurde leicht verletzt, sein deutscher Begleiter blieb unverletzt. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei ermittelt.
Levi Salomon, Sprecher des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, erklärte: "Es ist unerträglich anzusehen, dass ein junger jüdischer Mann auf offener Straße im gut situierten Berliner Stadtteil Prenzlauer-Berg angegriffen wird, weil er sich als Jude zu erkennen gibt. Das zeigt, dass jüdische Menschen auch hier nicht sicher sind." Politik und Zivilgesellschaft müssten jetzt handeln.
Fälle mit bundesweitem Aufsehen
Angesichts jüngster antisemitischer Übergriffe an Schulen rief der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Helmut Holter, dazu auf, mehr Kenntnisse über das Judentum zu vermitteln. Es reiche nicht, erst zu reagieren, wenn etwas passiert sei, sagte der Thüringer Bildungsminister der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch). Pädagogen sollten darauf hinwirken, dass es erst gar nicht zu solchen Vorfällen komme.
Die Kultusministerkonferenz traf sich mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland, um über Übergriffe an Schulen zu sprechen. Der Präsident des Zentralrates, Josef Schuster, forderte Schulen auf, Vorfälle nicht zu verschleiern, um den guten Ruf der Schule zu bewahren.
Jüngst hatte der Fall einer Berliner Grundschule bundesweit für Aufsehen gesorgt, an der eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit beschimpft worden war.