Vertreterinnen der Vereinigung Neschot Hakotel (Frauen der Mauer) kamen am Mittwoch zu Beginn des jüdischen Monats Elul an die heute heiligste Stätte des Judentums.
Entgegen einer vorherigen Gerichtsentscheidung hinderte die Polizei sie jedoch daran, an dem Frauenabschnitt der Klagemauer zu beten, weil sie Gebetsschals für Männer trugen. Daraufhin hielten die Frauen ihr Gebet, die auch in Widderhörner bliesen, in einiger Entfernung auf dem Platz vor der Mauer ab. Ultraorthodoxe Männer, die sich dadurch provoziert fühlten, pfiffen laut mit Trillerpfeifen, um ihren Gebetsgesang zu übertönen.
Laut israelischen Medien hinderten rund 5.000 strengreligiöse Frauen sowie etwa 1.000 ultraorthodoxe Männer die ca. 200 Aktivistinnen am Betreten des Frauenbereichs.
Den Medienangaben zufolge wurde zwei Personen festgenommen. Ein strengreligiöser Jude habe eine Flasche in Richtung der Aktivistinnen geworfen und eine strengreligiöse Frau versucht, den Zugang zur Frauenseite zu versperren.
Die Frauenorganisation, der auch strengreligiöse Jüdinnen angehören, kämpft seit Jahren gegen Diskriminierung an der Klagemauer. Bislang beten Männer und Frauen an dem heiligen Ort traditionell getrennt.
Ein Gericht hatte im April fünf Mitglieder der Frauenbewegung freigesprochen. Sie waren festgenommen und über mehrere Stunden vernommen worden, weil sie ihre Gebete laut sprachen und einen den Männern vorbehaltenen Gebetsschal trugen.
Das für die Klagemauer zuständige Rabbinat sieht im Tragen des Gebetsschals oder -Riemens sowie in Thoralesungen durch Frauen eine Verletzung des jüdischen Religionsrechts. Der Oberste Gerichtshof hatte im Jahr 2000 Frauen diese Rechte zunächst zugestanden. Kurz darauf wurde jedoch in der Knesset ein Gesetzentwurf der religiösen Parteien angenommen, der entsprechende religiöse Zeremonien in der Frauenabteilung verbietet.