Der Ton der Demonstranten werde zunehmend aggressiver, auch wenn bisher kein offener Antisemitismus geäußert werde, erklärte der Gemeindevorsitzende Reinhard Schramm am Dienstag in Erfurt auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
"Klar ist aber, dass die Menschen, die da jetzt gegen Muslime hetzen, irgendwann auch gegen Juden schreien. Wir sitzen im selben Boot", sagte Schramm. Die vorerst letzte Erfurter AfD-Demonstration gegen die Flüchtlingspolitik von Bund und Land vor zwei Wochen hatte nach Schätzungen bis zu 8.000 Teilnehmer.
Erhöhte Sicherheit
Hinter der Kundgebung stünden rechtsextreme Organisatoren, so der Vorsitzende der Landesgemeinde. "Und bei Rechtsextremisten ist Antisemitismus immer mit dabei." Gleichzeitig schloss er aus, dass die Jüdische Gemeinde während der Kundgebung ihre Räume schließt. "Es gibt keinen Grund, in Panik zu verfallen", betonte Schramm. "Wir verlassen uns darauf, dass der Staat für unsere Sicherheit sorgen wird."
Die Jüdische Gemeinde zu Halle hatte anlässlich der dort ebenfalls für Mittwoch geplanten AfD-Demonstration angekündigt, vorübergehend ihr Gemeindehaus zu schließen. Mitglieder der Gemeinde sollten sich aus Sicherheitsgründen von dort fernhalten, schrieb der Gemeindevorstand auf der Internetseite. Er begründete dies mit der unmittelbaren Nähe des Gemeindezentrums zu den Demonstrationsorten.
Großveranstaltung mit Kirchen am 9.11. in Erfurt
Als Reaktion auf die AfD-Kundgebung plant die Jüdische Gemeinde Thüringen nach Angaben von Schramm gemeinsam mit katholischer und evangelischer Kirche, Vertretern des Islam, Flüchtlingsgruppen, dem Gewerkschaftsbund und weiteren Initiativen voraussichtlich für den 9. November eine Großveranstaltung in Erfurt. Diese solle "ein positives Signal in die Gesellschaft senden".
Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hatte bereits am Montag dazu aufgerufen, sich bei der AfD-Demo "nicht als Unterstützer zur Verfügung zu stellen". Anti-islamische Töne seien mit seinem Verständnis von Toleranz unvereinbar, so Neymeyr.