Der stellvertretende Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Maram Stern, hat sich gegen eine Ausgrenzung von Muslimen in Deutschland ausgesprochen. Zwar gebe es bei vielen, die hierzulande Zuflucht gefunden hätten, einen "abgrundtiefen Hass auf Israel und auf Juden", schrieb er in einem Beitrag für den "Spiegel" (Samstag). Aber jüdisches Leben schütze man nicht, indem man Muslime ausgrenze.
"Es erscheint mir wohlfeil, den Anstieg des Judenhasses in den letzten Jahren nur bei muslimischen Zuwanderern zu suchen", so Stern. "Denn wie erklärt man den grassierenden Antisemitismus unter jenen, die nicht Flüchtlinge, sondern in Deutschland geboren und aufgewachsen sind?" Die Juden wollten sich nicht von "Neu-Rechten" vereinnahmen lassen, die behaupteten, der Kampf gegen den Islam sei der beste Schutz für jüdisches Lebens in Deutschland. "Wir mögen es nicht, wenn eine Minderheit, die jüdische, gegen eine andere Minderheit, die muslimische, in Stellung gebracht wird."
Eine gute Integration von Zuwanderern setze stattdessen "einen Vertrauensvorschuss" voraus, schrieb Stern. Wer den Antisemitismus wirklich zurückdrängen wolle, der müsse "das Anderssein" zulassen. "Der muss aushalten, dass Menschen auf der Straße mit Kippa, Kopftuch oder im Minirock rumlaufen." (KNA/Stand 28.04.18)