domradio.de: Sie sind 25 Jahre alt, also ein sehr jung Berufener. Wie kam das?
Georg Taubitz (Priesteramtskandidat im Erzbistum Hamburg): Der erste Gedanke kam eigentlich in einer Kinderfreizeit, wo ich als Gruppenleiter mit dabei war und ganz normal meinen Job verrichtet habe. Dabei hat ein Kaplan, Tobias Sellenschlo, Messe gefeiert. Das fand neben einer Tischtennisplatte statt. Wir hatten ja auch gar keine Kirche. Das hat mich einfach gepackt und ich dachte, da steckt doch etwas dahinter.
domradio.de: Damit war es dann klar für Sie?
Taubitz: So klar natürlich noch nicht. Aber ich habe gedacht, dass ich das, was dieser Kaplan gemacht hat, auch einmal selber machen möchte.
domradio.de: Dann war es wahrscheinlich doch noch ein langer Weg, bis die Entscheidung schließlich glasklar war. Wie reagieren denn ihre Freunde auf den Wunsch, Priester zu werden?
Taubitz: Zuallererst habe ich mich gar nicht getraut, großartig mit vielen Leuten zu sprechen, weil ich gedacht habe, dass es sich schon um einen besonderen und vielleicht sonderbaren Weg handelt, den im meinem Umfeld keiner geht. Der erste, mit dem ich darüber gesprochen habe, war mein Fahrlehrer. Der meinte, ich solle doch zu jemandem gehen, der sich damit auskennt. Und dann ging ich zum Kaplan, der absolut freudig reagierte. Meine Mutter hat mich bestärkt und mir gesagt, ich solle meinen Weg gehen. Sie hat ja noch fünf andere Kinder und da sind Enkelkinder nicht ganz unwahrscheinlich. Aber meine anderen Freunde in Kiel, also in einer katholischen Diaspora, haben es nicht so ganz verstanden. Denen musste man erst einmal erklären, dass es katholisch ist und dass damit auch eine Ehe ausgeschlossen ist. Dann war ich von vielen als asexuell oder sonderbar abgestempelt. Manche haben sogar gesagt, ich ginge zu den Pädophilen und werde auch so einer. Das waren natürlich die weniger schönen Erfahrungen.
domradio.de: Gibt es denn auch Menschen, die das respektvoll sehen und schön finden?
Taubitz: Ja, sicherlich. Die meisten, die sich im katholischen Umfeld bewegen, finden das richtig gut. Mein Bruder Paul hat wohl ein bisschen gebraucht, aber ich glaube, er sieht das mittlerweile auch sehr positiv.
domradio.de: Sie packen gerade ihre Sachen, denn es geht in die Gemeinde Neubrandenburg. Das klingt auch nach Diaspora. Wie ist denn das katholische Leben dort?
Taubitz: Da ich noch nie da war und sehr gespannt bin, wie es sein wird, habe ich keine wirkliche Ahnung. Aber ich habe das Glück gehabt, schon zweimal in Mecklenburg-Vorpommern ein Praktikum gemacht zu haben, einmal in Schwerin und einmal in Ludwigslust. In beiden Gemeinden habe ich gemerkt, dass die wenigen Katholiken, die da sind, sehr herzliche und intensive Katholiken sind. Da geht man nicht nur zur Kirche, weil es sich so als Katholik gehört, sondern weil sie es auch wirklich wollen. Sie setzen sich tatsächlich auch für ihre Gemeinde ein, was mich bisher immer sehr beeindruckt hat.
domradio.de: Wissen Sie denn schon, was Ihre persönlichen Themen als Priester sein werden? Was ist Ihnen wichtig?
Taubitz: Ich habe ja immerhin noch sechs Monate bis zur Priesterweihe. Ich möchte begeistern. Für mich ist es wichtig, gerade mit dem Glauben zu begeistern. Glauben kann man meiner Ansicht nach nicht vermitteln indem man sagt, das Glaubensbekenntnis müsse man einfach so annehmen. Glauben kann man nur, wenn man selber erfährt, was das für eine großartige Sache ist und was das für eine Zufriedenheit und Glück bringen kann.
Das Interview führte Verena Tröster.