Jürgen Erbacher vermittelt faszinierende Einblicke in den Vatikan

"Vatikan - Wissen was stimmt"

Faszination Vatikan: Er ist der kleinste Staat der Welt und zieht doch jedes Jahr Millionen Menschen magisch an. Und kaum ein anderes Land umgibt ein so dichtes Netz aus Legenden, Gerüchten und Verschwörungstheorien. Wie viel Macht hat die aus Thrillern wie "Sakrileg" bekannte Organisation Opus Dei wirklich? Ist der Staat des Papstes so reich, wie immer erzählt wird? Sind die roten Papst-Schuhe von Prada? Und wie sieht eigentlich ein normaler Arbeitstag aus bei Benedikt XVI.? Um solche und ähnliche Fragen geht es in dem neuen Buch "Vatikan - Wissen was stimmt" (Herder Verlag, 7,95 Euro). Autor ist ZDF-Papst-Experte Jürgen Erbacher, der seit vielen Jahren aus dem Zentrum der katholischen Kirche berichtet.

 (DR)

Stöbern, staunen und schmunzeln sollen die Leser, wünscht sich der Autor dieses etwas anderen Vatikan-Führers. Sachlich, informativ und leicht verständlich soll das Buch sein. Nicht nur für theologisch versierte fromme Katholiken, sondern - so Erbacher - «für jedermann und jede Frau, die ein bisschen neugierig hinter die dicken Mauern blicken wollen». Und neugierig sind viele - erst recht, seit ein Deutscher auf dem Papstthron sitzt: Benedikt XVI., der in diesen Tagen aus seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo an seinen Schreibtisch hoch über dem Petersplatz zurückkehrt.

Wie der normale Alltag dort aussieht, beschreibt Erbacher ebenso wie den einzigen Supermarkt, den Bahnhof oder das «Päpstliche Olivenöl» vom Bauernhof des Kirchenoberhaupts in Castel Gandolfo. Auch Fragen der Sicherheit des Papstes sind ein Thema - seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sogar ein immer wichtigeres: Ist die Schweizergarde nur eine Folklore-Truppe? Und welche Rolle spielt die vatikanische Gendarmerie? «Der Vatikan ist sicher», glaubt Erbacher: «Nicht zuletzt, weil rund 5.000 Kameras jeden Schritt und Tritt im Vatikan überwachen». Da hat selbst die sprichwörtliche Kirchenmaus schlechte Karten, unbemerkt in den Petersdom zu kommen.

Der Vatikan-Experte hinterfragt außerdem den angeblich unermesslichen Reichtum der Kirche. Allein der prächtige Petersdom, die Sixtinische Kapelle und die unglaublich wertvollen Kunstschätze - was die Kirche damit alles machen könnte... Doch die Kulturgüter sind natürlich absolut unverkäuflich und haben die Kirche vermutlich deutlich mehr Geld gekostet als sie je abwerfen würden.

Gerüchte und Legenden ranken sich ebenfalls um Macht und Einfluss im winzigen Kirchenstaat. Im Zentrum stehen dabei immer wieder das «Opus Dei» und andere geheimnisumwitterte Zirkel: Auch hier ist Erbacher bei seinen Recherchen zu anderen Erkenntnissen gekommen: «Das ist gar nicht das Opus Dei. Da gibt es plötzlich ganz andere Organisationen, die versuchen, nach und nach ihre Leute an entsprechende Schaltstellen zu bekommen. Zum Beispiel findet man jetzt an vielen Stellen die noch recht junge Ordensgemeinschaft der 'Legionäre Christi'».

Erkenntnisse, die auch den langjährigen Vatikan-Korrespondenten noch überraschen konnten. Denn auch wenn er nicht mal so groß ist wie 50 Fußballplätze - der Vatikan hat doch einiges zu bieten, wie Erbacher betont: «Spannend ist die Mischung: Hier die 2.000 Jahre alte Tradition, die man auch auf Schritt und Tritt spürt. Und auf der anderen Seite ein zwar kleiner, aber sehr moderner Staat», der mit neuesten Methoden arbeite - etwa in der Kommunikation oder auch in der Sicherheit. Und noch etwas begeistert den TV-Journalisten immer wieder aufs Neue: «Man spürt Weltkirche im Vatikan. Das macht es einfach faszinierend.»

Jürgen Erbacher: «Vatikan - Wissen was stimmt», Verlag Herder, 128 Seiten, 7,95 Euro.