Jüsten ruft Christen zu globaler Politikgestaltung auf

"Keine Kuschelkirche schaffen"

Der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe in Berlin, Karl Jüsten, ruft die Christen zur aktiven Politikgestaltung auf. Ein Christ dürfe sich nie mit dem Bestehenden zufriedengeben.

Prälat Karl Jüsten (KNA)
Prälat Karl Jüsten / ( KNA )

Jüsten wandte sich am Mittwochabend beim Willehad-Empfang des Katholischen Büros in Bremen gegen eine Verengung des Politikbegriffs auf Kommunen, Länder oder Staaten. Politisch sein heiße, seine Umwelt auf allen Ebenen mitgestalten zu wollen. Ein Christ sei dazu berufen, die Verhältnisse zum Besseren zu verändern. Jeder Einzelne müsse sich für die "Eine Welt" engagieren. Dazu habe auch Papst Franziskus in seiner jüngsten Enzyklika "Laudato si" aufgerufen, die eben nicht nur eine Klima-Enzyklika sei, sondern die gesamten Probleme in der Welt in den Blick nehme. Die Notwendigkeit, in globalen Kontexten zu denken, werde gerade in den Tagen des Flüchtlingsdramas deutlich.

Eine offenere Haltung einnehmen

Der Prälat warnte auch vor einem Rückzug in eine "Kuschelkirche". Leider gebe es auch unter Katholiken viele, "die trotz ihres christlichen Glaubens unter Orientierungsschwierigkeiten" litten. Das drücke sich etwa "in einer Angst vor neuen pastoralen Strukturen" und "in einer Sehnsucht am Festhalten am Überkommenen" aus. "Wenn dieses Schmoren im eigenen Saft nicht mehr von dem Willen gekennzeichnet ist, Welt zu gestalten, dann dankt das Christentum in seiner Relevanz ab", so Jüsten vor gut 200 Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft.

Lob für gesellschaftliches Engagement

Zuvor hatte der Leiter des Katholischen Büros Bremen, Propst Martin Schomaker, sich mit Blick auf die für Freitag anstehende Entscheidung im Bundestag zur Sterbehilfe gegen jegliche geschäftsmäßig organisierte Hilfe zum Suizid ausgesprochen. Er forderte zudem ein Festhalten am Sonn- und Feiertagsschutz insbesondere für den Karfreitag und dankte der Bremischen evangelischen Kirche für die ökumenische Zusammenarbeit in dieser und in anderen Fragen.

Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) würdigte in einem Grußwort das gesellschaftliche Engagement der Kirchen. Insbesondere in der Betreuung von Flüchtlingen seien diese derzeit unerlässlicher Partner. Er lobte auch die Rolle von Papst Franziskus, der bereits 2013 die globale Herausforderung der Flüchtlingsströme erkannt und den Blick auf die internationalen Krisen gelenkt habe.

 

 


Quelle:
KNA