Feldmann ist ein Schäfer, Lammer ein Maisbauer. Die beiden sind Nachbarn in einem Dorf und befreundet. Die Freundschaft gerät ins Wanken, als Feldmann beschließt, eine größere Scheune zu bauen, um ein reicher Maisbauer zu werden. „Wozu denn?“, fragt Lammer. „Dann verdiene ich noch mehr Geld“, sagt Feldmann. „Wozu denn?“, fragt Lammer noch einmal. „Geld verdienen ist doch immer gut“, sagt Feldmann. Erst viel später entdeckt Feldmann, wie einsam er vor lauter Habsucht geworden ist. Ein verlorenes Schaf spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Für ihr Bilderbuch „Feldmann und Lammer“ erzählt Juli Zeh die beiden Gleichnisse vom reichen Kornbauern (Lukas 12,13-21) und vom verlorenen Schaf (Lukas 15,1-7) neu. Die Erfolgsautorin und Juristin glaubt, dass man auch Kindern die Finanzkrise erklären kann: „Auch ein Kind weiß, was es heißt, Güter aufzuhäufen. Einige Kinder haben Spielsachen bis unters Dach ihres Spielzimmers und andere Kinder haben nur drei kleine Sachen, die sie dann aber umso mehr lieben.“
Für seine Umwelt mitleben
„Auch weil ich vor einem Jahr Mutter geworden bin und mich in die Welt der Kinder zurzeit hinein denken, habe ich Lust bekomme, mitzumachen“, begründet Juli Zeh die Teilnahme am Bilderbuch. Zunächst hat sie die Bibel noch einmal gelesen, um eine Geschichte auszuwählen. Dabei sei ihr gleich aufgefallen, wie viel die Heilige Schrift zum Umgang mit Geld sagt und „dass man materielle Dinge nicht überbetonen soll“.
Habgier ist für die Autorin eine Sünde, „weil sich habgierige Menschen am guten Leben versündigen. Reichtum und Wohlstand garantieren eben nicht ein gutes Leben“. Ein gutes Leben sei, so erklärt sie weiter, ein Leben, in dem man sich wohl fühle: „Und das klappt nur, wenn man für seine Umwelt mit lebt und nicht nur an sich denkt.“
Voller Einsatz für verlorene Schafe
Ein zweiter Erzählstrang in ihrem Kinderbuch greift das Gleichnis vom verlorenen Schaf auf. An diesem Gleichnis fasziniert Juli Zeh, dass man, wenn jemand verloren geht, alles tue, um ihn in die Gemeinschaft zurückzuführen: „Für jeden, der verloren geht, muss man den vollen Einsatz bringen, ihn wieder zu holen,“ erklärt die Autorin.
Juli Zeh (39) ist promovierte Juristin und Autorin. Das Beziehungsgeflecht von Individuum und Gemeinschaft und die Abgründe der Moral sind wiederkehrende Motive ihres Schreibens. Ihr Debütroman "Adler und Engel" wurde in 31 Sprachen übersetzt