In ihrer am Dienstag veröffentlichten Schlusserklärung zur Vollversammlung in Luxemburg warnen Kirchenvertreter vor einem übertriebenen Sicherheitsdenken. "Wenn Sicherheit von Gerechtigkeit und Menschenrechten abgelöst wird, verliert sie ihren positiven Wert", heißt es dort. Stattdessen entfremde dann Sicherheitsdenken voneinander; es verhindere gegenseitigen Austausch und werde so "zu einer neuen Ursache von Konflikten und Spaltungen".
Wahre Sicherheit könne "nur in Frieden existieren", so die Kirchenvertreter. Frieden schließe aber ein, "mit dem Nächsten zu leben, ihn sogar zu lieben, unabhängig von seiner Nationalität, seiner Hautfarbe, von Religion oder wirtschaftlichem Status". Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit müssten daher den Prinzipien der Gerechtigkeit und Menschenrechte angemessen sein. Geleitet wurde die Konferenz der 21 europäischen "Justitia et Pax"-Kommissionen vom Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich; er ist auch Präsident von "Justitia et Pax Europa".
Ein offenes Europa
"Wir warnen vor der Idee", so die Delegierten aus 21 Ländern, "dass Europa durch den Bau von Mauern Sicherheit für sich selbst erreichen kann". Die Natur der Bedrohungen der Sicherheit Europas sei "zu vielfältig und zu komplex, als dass Mauern effektiv wären". Stattdessen diskriminierten Mauern und schüfen ein Gefühl der Ungerechtigkeit.
"Justitia et Pax Europa" fordert die europäischen Institutionen auf, über die derzeitige unmittelbare Krise hinauszuschauen auf deren eigentliche Ursachen und dem Rechnung zu tragen. Eine auf Territorialstaaten basierende Weltordnung sei zudem gar nicht in der Lage, Cyberspace-Attacken zu kontrollieren. "Bedrohungen für unsere Sicherheit" gingen mindestens ebenso "aus unserer Gesellschaft hervor wie von außen". Die Kirche ihrerseits müsse selbst "sichtbares Zeichen und Beispiel" für die Achtung von Gerechtigkeit und Menschenrechten sein.