Nicht ganz 1.700 Jahre später kämpfen Kirchen und Co. dafür, den Sonntag wenigstens weitgehend als freien Tag zu schützen und zu bewahren. Denn: Immer öfter sind Geschäfte auch sonntags geöffnet, immer öfter wird die Bereitschaft zur Wochenendarbeit ganz selbstverständlich vorausgesetzt.
Artikel 139 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919, der gemäß Artikel 140 des Grundgesetzes Bestandteil des Grundgesetzes ist, bestimmt, dass der Sonntag als Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt bleibt.
"Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig, denn an ihm ruhte Gott nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte."
Der Sonntag ist ein Tag, der nach hinten und nach vorne schaut. Nach hinten schaut er zur Schöpfung hin, nämlich als Gott die Welt geschaffen hat ruhte er. Die Ruhe ist ein Bestandteil des Lebens, denn man muss unterscheiden können zwischen Phasen der Aktivität und Phasen der Ruhe. Man ist an diesem Sonntag aber auch ausgerichtet auf die Zukunft, nämlich auf die ewige Sabbatruhe, die man sich vorstellt als ein Zustand der Erlösung im Himmel, wo der Mensch einmal mündet.
Schon im Alten Testament findet sich der Bezug auf die Sonntagsruhe, jedoch ist die Einhaltung eines arbeitsfreien Tages deutlich älter. Bereits im alten Babylonien wurde am siebten Tag der Woche Sonntagsruhe gehalten. Später führten auch die Juden ihre Sabbatruhe am sechsten Tag der Woche ein. Die frühen Christen haben zunächst ebenfalls den Sabbat mitgefeiert, doch dann setzte sich in der Zeit nach Christus langsam der Sonntag als der eigentliche Feiertag durch. Das Argument hierfür: es ist der erste Tag nach dem Sabbat an dem Christus auferstanden ist.
Sonnabend ist schon ein bisschen Sonntag
Sonntag, der Tag, der Gott gewidmet sein soll und sei es nur eine dreiviertel Stunde lang im Sonntagsgottesdienst. Wer da nun mürrisch argumentiert, dass dies ein allzu schwerer Dienst sei, weil die Gottesdienstzeiten so unmöglich früh liegen und man dann gemütlich mit den Lieben zu Hause verweilen möchte, der hat eines nicht bedacht: jeder Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang des Vortages und deswegen ist der Samstag ein ganz besonderer Tag, weil er schon ein bisschen Sonntag ist, sagt Theologe Manfred Becker-Huberti:
"Der Samstag ist der einzige Tag der zwei Namen hat, denn außer Samstag heißt er in den katholischen Gegenden auch Sonnabend und dem entsprechend war die Vorbereitung die, dass man bis in die Mittagszeit noch den Hof kehren konnte und die Straße und dann bereitete man sich auf den Sonntag vor indem man sich wusch, umkleidete und der Sonntag war dann ein Tag, wo nur die absolut notwendigen Arbeiten erfolgten, ansonsten war es ein Tag der Ruhe, der Besinnung, des Gebetes, des Gottesdienstes."
Und so kann man auch am Sonnabend die Messe besuchen wenn man den Sonntag anders strukturieren möchte. Obwohl dieses 'freihalten' des Sonntages vom Gottesdienst streng theologisch nicht dem Sinn der Sache oder besser gesagt, des Tages entspricht. Aber, ein wenig milde dürfen wir mit uns und unseren Mitmenschen wohl sein.
"Der Sonntag bildet das Herz des christlichen Lebens"
Doch seien wir nochmal streng: wenn heutzutage am Samstagabend, am Sonnabend, gearbeitet wird und bis Mitternacht die Geschäfte geöffnet sind, darf hier aus theologischer Sicht von einer Entheiligung des Sonntags gesprochen werden. Ein Ärgernis, gegen das die Katholischen Verbände seit langem protestieren, so auch Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses:
"Sonntägliche Ladenöffnungszeiten sind aus der Sicht des Katholikenausschusses überflüssig. Vor allen Dingen seit es seit 2006 diesen Paradigmenwechsel gibt - weg von den Ladenschlussgesetzen, hin zu Ladenöffnungen - und Menschen brauchen einen verlässlichen Tag der Ruhe, der nicht von Konsum bestimmt ist."
Wie dieser Kampf zwischen den Befürwortern der Sonntagsruhe und deren Gegnern auf der Verhandlungsebene der Großen ausgeht, das ist ungewiss. Machtlos zusehen muss der Einzelne dabei aber nicht, meint Manfred Becker-Huberti:
"Der Sonntag bildet das Herz des christlichen Lebens, der Sonntag ist der Tag der Auferstehung Christi, es ist deshalb der Tag der Christen, es ist unser Tag und wir entscheiden darüber, ob dieser Tag in dieser Welt eine Bedeutung hat indem wir selbst diesen Tag leben, jeder Einzelne von uns entscheidet mit."