DOMRADIO.DE: Ist der Kölner Dom der perfekte Ort, um der sommerlichen Hitze zu entkommen?
Matthias Deml (Pressesprecher Kölner Dombauhütte): Jein. Der perfekte Ort ist er sicherlich nicht. Wie in jedem Innenraum ist es natürlich im Inneren des Domes etwas schattiger und etwas kühler, als wenn man draußen in der prallen Sonne steht. Aber tatsächlich ist es nicht so, dass es im Dom wesentlich kälter wäre als im Außenbereich.
Der Dom hat gigantische Fenster und durch diese riesigen Fenster findet ein relativ schneller Temperaturausgleich statt. Das heißt, mit einer gewissen Verzögerung passt sich die Innenraumtemperatur der Außentemperatur an. Das führt dann oft dazu, dass es in der Nacht im Sommer im Dom wärmer als draußen und tagsüber etwas kühler ist. Man könnte es etwas vereinfacht sagen: Die Innenraumtemperatur im Dom passt sich so dem Tagesmittel an.
DOMRADIO.DE: Warum denken denn so viele Menschen, dass der Dom der perfekte Kälteort ist? Oder warum wird das vielleicht sogar auch gerne mal empfohlen, bei der Hitze in den Dom zu gehen?
Deml: Man kennt das Phänomen aus vielen anderen Kirchen, vor allem vielleicht auch hier aus den romanischen Kirchen, die sehr dicke, massive Mauern und relativ kleine Fenster haben. Die speichern tatsächlich die Kühle über einen sehr viel längeren Zeitraum.
Man erwartet dann bei einer so großen Kirche wie dem Kölner Dom, dass es dort vielleicht ähnliche Verhältnisse sind. Aber da kann ich jedem raten, wenn man Abkühlung sucht, sollte man eher in die romanischen Kirchen gehen, vielleicht dann noch in St. Maria im Kapitol in die Krypta. Die liegt so halb unterirdisch, da ist es dann richtig kühl.
DOMRADIO.DE: Wir konnten jetzt also mit diesem Gerücht ein bisschen aufräumen. Inwieweit kann es denn problematisch sein, dass sich dieses Gerücht wahrscheinlich weiterhin hartnäckig in den Köpfen der Menschen festsetzt?
Deml: Ich bin fest davon überzeugt: Diese Frage wird jedes Jahr aufs Neue an uns herangetragen.
DOMRADIO.DE: Ja, ganz bestimmt. Aber ist es kein Problem, dass die Menschen das denken?
Deml: Nein. Es ist immer schön, in den Dom hineinzugehen, und jeder ist herzlich willkommen, den Dom zu besuchen.
DOMRADIO.DE: Der Dom beherbergt auch viele wertvolle Kunstwerke. Wie ist denn die Hitze für die Kunst im Dom?
Deml: Wenn wir nicht ganz massive Schwankungen haben, also einen schnellen Wechsel aus Kälte und Hitze, dann ist das für die meisten Kunstwerke im Dom-Innenraum relativ unproblematisch.
Schwieriger wird es am Außenbau, wenn Dinge stark von der Sonne beschienen werden und vielleicht noch vom Winter kalt sind oder so etwas. Da können Schäden entstehen. Aber im Dom-Innenraum ist das nicht das Problem. Da wäre eher Feuchtigkeit ein Problem.
DOMRADIO.DE: Natürlich wird auch am Dom viel gearbeitet. Sie sind Teil der Dombauhütte. Was machen denn die Menschen, die am Dom arbeiten, wenn sie sich mal gegen die Hitze schützen wollen?
Deml: Dann sucht man natürlich auch eher schattige Plätze und die Innenräume auf – nicht vielleicht gerade die Dachbereiche, die sich auch im Sommer ziemlich aufladen können mit Hitze.
Ich glaube, viele Kollegen, die am Bau arbeiten, beginnen auch richtig früh, sodass sie zur Zeit der starken Hitze dann schon so langsam Feierabend machen können.
DOMRADIO.DE: Hat denn schon mal jemand eine Kugel Eis mit nach oben genommen?
Deml: Ich weiß nicht, ob die nicht dann geschmolzen oben ankäme, weil der Weg nach dann doch relativ lang ist.
Das Interview führte Tim Helssen.