Sauerborn griff in seiner Predigt eine alte Wüstenväter-Legende auf, nach der ein Meister seine Schüler fragt, wo der Ursprung des Gebetes sei. "In diesem alten Lehrgespräch ist eine ganze, wahrhaftige Gebetsschule enthalten."
„Herr, lehre uns beten, …“ (Lk 11,1)
Warum beten wir? Welche Kraft trauen wir dem Gebet zu? Glauben wir überhaupt, dass das Beten etwas verändert? Abraham wird uns als leidenschaftlicher Beter vorgestellt, der mit Gott um das Leben der Gerechten ringt. Auch Jesus zieht sich bisweilen in die Einsamkeit zurück, um zu beten, und er lehrt die Jünger und Jüngerinnen zu beten. Er will uns ein Beispiel sein. Für ihn ist das Gebet eine Zeit, die er seiner Beziehung mit dem Vater widmet. Wir würden heute vielleicht von „Quality time“ sprechen. Freude, Sorge, Trauer, Wut und Klage vor Gott bringen, das eigene Sein und die Welt in der wir leben, in seine Gegenwart stellen.
Katrin Großmann, in: Messbuch 2022, Butzon & Bercker