Kapitelsamt Kölner Dom - Zelebrant Generalvikar Schwaderlapp - Predigt als Audio und Video

28. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 28. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt mit Domkapitular Prälat Dominik Schwaderlapp aus dem Kölner Dom.
Der Kölner Domchor sang unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich. Sie hörten die VIII. Choralmesse, ein "Ave Maria" von Jaakko Mäntiyärvi, das "Heilig" aus der Deutschen Schubert-Messe und von Felix Mendelsohn-Bartholdy "Denn er hat seinen Engeln befohlen".

 (DR)

Es ist hier zu Lande nicht mehr selbstverständlich, dass man Christ ist. Wie aber kommt man heute zum Glauben? Zum Beispiel, indem man persönlich Gottes Heilshandeln erfährt. Die Lesung aus dem Alten Testament und das Evangelium erzählen davon, wie Gott Aussatz, und damit Ausgrenzung, heilt. Mit seiner Zuwendung wirbt Gott um eine Antwort des Menschen, genauer: um seinen Glauben, sein Vertrauen, seine Liebe. Dass dieser Glaube im Kern das Bekenntnis zum gekreuzigten und auferweckten Herrn Jesus Christus ist, das führt die Lesung aus dem Pastoralbrief aus.

Erste Lesung
Aussatz - das war in der Antike weniger eine medizinische Diagnose, vielmehr sah man darin ein Gottesurteil. Wer im Volk Israel von Aussatz befallen war, galt als „unrein", wurde von der Gemeinde getrennt und konnte nur durch den Priester wieder eingegliedert werden. An dem fremdländischen Feldherrn Naaman soll, so die Sicht der biblischen Autoren, mit der Heilung vom Aussatz die Macht Gottes offenbar werden. Durch die Vermittlung des Propheten Elischa lässt Gott den Aramäer gesund werden. Naaman findet auf diese Weise zum Glauben, „dass es nirgends einen Gott gibt außer in Israel". Ein solch unmittelbarer, persönlicher Zugang zum Glauben mag uns heute fremd geworden sein. Vielleicht ermessen wir Gottes Größe kaum mehr daran, ob und in welchem Umfang er unsere Hoffnungen erfüllt. Aber ist uns damit nicht auch die Bereitschaft abhanden gekommen, überhaupt mit dem Handeln Gottes in der Welt zu rechnen?

Zweite Lesung
Schon am vergangenen Sonntag haben wir gehört, wie der Verfasser des Timotheus-Briefes dem Briefpartner Mut machen will. Offenbar stand der angesprochene Gemeindeleiter vor massiven Schwierigkeiten. Dabei ist vor allem an das Auftreten von Irrlehren zu denken, die schließlich sogar den Verkündiger des Evangeliums wanken lassen. Der Autor des Briefes, der im Namen des Paulus spricht, erinnert im heutigen Textausschnitt an den Kern des christlichen Bekenntnisses: „Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben." Sollte das nicht Grund genug sein, mit Christus mutig zu werden, Gegenwind auszuhalten und sogar Leid zu ertragen?

Evangelium
Ähnlich wie in der Lesung aus dem Alten Testament erzählt das Evangelium von einer spektakulären Heilung von Aussatz. Gleich zehn Kranke auf einmal rufen Jesus um Hilfe an und erfahren die erflehte Zuwendung. Doch nur bei einem von ihnen führt das Wunder auch zu einer inneren Verwandlung. Ausgerechnet der Samaritaner, also ein Angehöriger jenes Volksstammes, den gesetzestreue Juden ablehnten, gibt die angemessene Antwort: Er wendet sich Jesus zu, „um Gott zu ehren". Der heutige Evangeliumstext unterstreicht, dass Gottes Heil allen zugesagt ist. Zugleich formuliert er die Anfrage an uns: Sehen wir Jesus bloß als „Wunderheiler", den wir bei Bedarf anfordern? Oder sind wir bereit, wirklich unser Leben auf ihn auszurichten?