Nachdem das in einer Glas-Ampulle aufbewahrte verfestigte Blut des Stadtpatrons schon bei einem Gottesdienst am Mittwochmorgen nach Worten des zuständigen Geistlichen Vincenzo De Gregorio "absolut kompakt" blieb, fiel der erhoffte Effekt der Verflüssigung auch nach einem Gebet von Kardinal Crescenzio Sepe am Abend aus.
Wie die Tageszeitung "Avvenire" (Donnerstag) weiter berichtete, betete De Gregorio als Vorsteher der Reliquien-Kapelle besonders um Kraft und Mut angesichts der Corona-Pandemie. Gläubige begleiteten die Ausstellung der Blutreliquie mit Litaneien und Anrufungen des Heiligen. Im Unterschied zur sonst gedrängten Teilnahme fand die Feier unter Wahrung von Abstandsregeln statt.
Ausbleiben des Phänomens gilt als schlechtes Omen
Das sogenannte Blutwunder vollzieht sich üblicherweise an drei Terminen im Jahr: zum Gedenken an die Reliquienübertragung am Samstag vor dem ersten Maisonntag, am Todestag des Januarius am 19. September sowie am 16. Dezember. Dieses letzte Datum erinnert an die Verschonung Neapels bei einem Vesuv-Ausbruch im Jahr 1631.
Ein Ausbleiben des Phänomens gilt als schlechtes Omen. Umgekehrt tritt die Blutverflüssigung auch außer der Reihe ein. So besiegelte das Wunder den Abschluss der 30. Diözesansynode im Mai 1983 und setzte einen ökumenischen Akzent beim Besuch des orthodoxen zyprischen Erzbischofs Chrysostomos II. im Juni 2007. Während Visiten von Johannes Paul II. 1990 und Benedikt XVI. 2007 keinen mirakelhaften Effekt zeitigten, ereignete sich das Blutwunder, als Franziskus im März 2015 die Reliquie ergriff und küsste.
Eintritt in Zweiten Weltkrieg, Cholera-Epidemie und Erdbeben
Ausgebliebene Blutwunder, die in der Chronik der Domkanoniker von Neapel eigens dokumentiert werden, fallen laut "Avvenire" in die zeitliche Nähe etwa von einer Cholera-Epidemie 1973 und dem Erdbeben 1980, aber auch dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg und der Besetzung Neapels durch deutsche Truppen im September 1943.
Der Bischof und Märtyrer Januarius wurde der Überlieferung nach im Jahr 305 unter dem römischen Kaiser Diokletian in Pozzuoli bei Neapel enthauptet. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich eine lebhafte Volksfrömmigkeit um das Blutwunder.