Kardinal Koch beharrt auf sichtbarer Einheit als Ökumeneziel

Seit einem halben Jahrhundert aktuell

Für Vatikanischen Ökumene-Beauftragten Kardinal Kurt Koch bleibt die sichtbare Einheit der Kirche Ziel der ökumenischen Bewegung. Das Zweite Vatikanum habe die Einheit im Bekenntnis und in der Eucharistiegemeinschaft als Ziel.

Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

Kardinal Kurt Koch ist Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen und äußerte sich am Mittwoch in Bensheim bei einer Tagung des Konfessionskundlichen Instituts, des ökumenewissenschaftliches Arbeitswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Diese Aufgabe habe auch nach einem halben Jahrhundert nicht an Aktualität eingebüßt, betonte Koch.

Bisher hätten sich die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht über ein gemeinsames Ziel verständigt, so der Schweizer Kurienkardinal. In den unterschiedlichen Zielvorstellungen spiegele sich die konfessionelle Identität der Dialogpartner wieder. Während die römisch-katholische Kirche im Anschluss an die Apostelgeschichte stark auf der sichtbaren Einheit als Einheit in Bekenntnis, Sakramenten und Amt insistiere, erblicke die liberale protestantische Theologie in der Versöhnung als Ausgleich der Verschiedenheit das Maximum der Einheit.

"Einheit in versöhnter Verschiedenheit"

Die Frage nach dem Ziel der ökumenischen Bewegung sei jedoch nicht abstrakt zu stellen. Das Modell von Kirchengemeinschaft bekenntnisverschiedener Gemeinschaften nach dem Modell der Leuenberger Konkordie sei für die katholische Kirche daher nicht ausreichend, so Koch, auch wenn die Formel der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" von katholischen Theologen übernommen werde.

In der am 16. März 1973 von lutherischen, reformierten und unierten Kirchen unterzeichneten Leuenberger Konkordie erklärten diese ihr gemeinsames Verständnis des Evangeliums und gestanden sich wechselseitig die rechte Verwaltung der Sakramente und die volle Kirchengemeinschaft zu - trotz unterschiedlicher Bekenntnisstände.

Bedeutender Schritt zur Kircheneinheit

Das Dokument bildet die Grundlage für die "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE), der mehr als 90 protestantische Kirchen angehören. Der Kardinal bekräftigte die Bemühungen um eine gemeinsame Erklärung zu Kirche, Eucharistie und Amt. Ein solcher Text könnte "ein bedeutender Schritt sein zur Kircheneinheit".

Ökumene stehe heute vor der Herausforderung, dass durch den Relativismus der Vielfalt Vorrang vor der Einheit eingeräumt werde. Demgegenüber gelte die Suche nach Einheit als "vormodern und antiquiert", meinte Koch. Daraus speise sich eine zunehmende Skepsis gegenüber der ökumenischen Bewegung.

 

Quelle:
KNA