"Wenn die christlichen Kirchen in Europa zu den zentralen Fragen des Lebens nicht mit einer Stimme sprechen können, wird die christliche Stimme immer schwächer", sagte Koch in einem gemeinsamen Interview in den aktuellen Ausgaben der österreichischen Kirchenzeitungen.
Dialog intensivieren
Daher müsse man den Dialog mit der evangelischen Kirche über unterschiedliche Sichtweisen in diesen wichtigen Fragen intensivieren, so der Kurienkardinal. Unterschiedliche Positionen gebe es etwa bei den Themen Lebensschutz, Familie, Ehe, Sexualität und vor allem im Kontext der Gender-Debatte.
Differenzen auf ethischem Gebiet
Der ökumenische Austausch über Glaubensfragen sei in den vergangenen Jahren verstärkt worden, "aber auf ethischem Gebiet sind neue Differenzen aufgetreten". Auch in der Theologie gebe es jedoch noch "Baustellen" - so beim Kirchen- und Amtsverständnis, aber auch bei der Eucharistie. Hier sei eine gemeinsame Erklärung ähnlich wie 1999 bei der Frage der Rechtfertigungslehre anzustreben. Vorbild dafür könnten aus Sicht des Kardinals lokale Bemühungen in den USA und in Finnland sein.
Entscheidend sei bei allen Diskussionen, "dass die theologischen Dialoge nicht derart abgehoben sind, dass man den Eindruck hat, es ginge nur um akademische Spitzfindigkeiten", betonte Koch. Übereinstimmungen würden erst dann fruchtbar, "wenn sie von den Kirchenleitungen und von den Gläubigen angenommen werden". Insofern sei jeder Konsens in der Ökumene darauf angewiesen, akzeptiert zu werden.