Der Leiter des Päpstlichen Ökumenerats, Kardinal Kurt Koch, sieht in der Spaltung der Christen "das größte Hindernis für eine glaubwürdige Evangelisierung". Mission und Ökumene "erfordern und unterstützen sich gegenseitig", schreibt der Schweizer Kurienkardinal in einem Artikel der Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" am Mittwoch. Dem trage auch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) mit seinen Dokumenten zur Kirche in der Welt von heute ("Gaudium et spes") sowie zur Kirche selbst ("Lumen gentium") Rechnung.
Die vom Konzil bereits beschriebene enge Verbindung von Mission und Ökumene sei noch bedeutender geworden, "angesichts der epochalen Herausforderung vor der die Christenheit heute steht, genauer gesagt die Neuevangelisierung", also beim Versuch, neue Wege zu finden, um die christliche Botschaft in modernen Gesellschaften zu verkünden.
Koch: Europa zum Missionsgebiet geworden
Zugleich betont Koch, Christen sollten das Evangelium weder "für sich behalten", noch sollten sie es "anderen aufzwingen". Es gehe vielmehr darum, den Glauben "in voller Freiheit zu verschenken" und andere einzuladen, dies anzunehmen. Aufgrund einer zunehmenden Verweltlichung sei auch Europa selbst zum Missionsgebiet geworden. In dem ausführlichen Beitrag legt Koch die Entwicklungen in der Ökumene dar und würdigt die verschiedenen Päpste. Franziskus führe auf deren Linie nun das "Werk der Neuevangelisierung kohärent fort".
"Die Evangelisierung braucht einen ökumenischen Notenschlüssel, wenn ihre Melodie keine Kakofonie sondern eine Sinfonie sein soll", so Koch weiter in dem Artikel, der anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Januar) veröffentlicht wurde. Wenn die Gebetswoche dazu beitragen könne, "Mission und Ökumene wie unzertrennliche Zwillinge" zu verstehen, könne sie auch einen wichtigen Beitrag zur Vorbereitung des Monats der Weltmission im Oktober leisten, so der Kardinal.