Kardinal Koch: Sorge über Austritte

Kirche muss sich einbringen

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat sich besorgt über die Zahl der Kirchenaustritte geäußert. Im Vordergrund stehe jedoch "trotz allem die Seelsorge, nicht die 'Zählsorge'".

Weniger Kirchenaustritte  / © Oliver Berg (dpa)
Weniger Kirchenaustritte / © Oliver Berg ( dpa )

Das sagte er dem Schweizer "Migros-Magazin". Grundsätzlich habe die Skepsis gegenüber Institutionen zugenommen. "Wenn man aus dem Staat austreten könnte, würden das vermutlich viele tun", so der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates.

Mit Blick auf den Umgang mit Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche hob er die "absolute Priorität der Opfer" hervor: "Auf sie muss man hören, ihnen muss man helfen". Für die Täter dürfe es Null Toleranz geben, zudem müsse aktive Präventionsarbeit geleistet werden.

Die christliche Perspektive

Allerdings erschwere die globale Präsenz der Kirche die Lösung solcher Probleme, weil die kulturellen Sensibilitäten so unterschiedlich seien. Die Leitung der Universalkirche sei mit vielen Spannungen verbunden; die Rolle des Papstes gleiche der eines Bergführers. "Mal muss er vorausgehen und den Weg zeigen, ein anderes Mal geht er ganz hinten, um zu schauen, dass niemand zurückbleibt, und manchmal muss er in der Mitte bei allen sein. Eine schwierige Aufgabe, um die ihn niemand beneidet."

Die Lage der Kirche sei je nach Kontinent unterschiedlich. In Europa und auch in der Schweiz befinde sich das Christentum insgesamt in keiner einfachen Situation. Anders als früher sei Religion kein öffentliches Thema mehr, sondern Privatsache.

Die Kirche müsse sich angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen immer wieder neu positionieren, sonst bestehe die Gefahr, dass ihre Botschaft nicht mehr gehört werde. Es sei aber auch wichtig, dass sie sich in aktuelle Debatten einbringe, ihre Position – etwa zu Migration, Armut, Terrorismus und Klimawandel – deutlich mache und zeige, dass die christliche Perspektive weiterhin relevant sei.


Kurienkardinal Kurt Koch / © Paul Haring (KNA)
Kurienkardinal Kurt Koch / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA