In politischen Fragen und bei Krisenfällen sei ein koordiniertes Vorgehen der Konfessionen "dringend notwendig", sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats Kurt Koch im österreichischen Stift Kremsmünster vor Journalisten. Großen Herausforderungen wie den Flüchtlingsbewegungen müssten die Kirchen gemeinsam und mit gebündelten ökumenischen Kräften zu begegnen.
Als vorbildlich stufte vatikanische Ökumene-Minister die gemeinsame Initiative der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio mit den Waldensern ein, für Flüchtlinge humanitäre Korridore vom Libanon, Marokko und Äthiopien aus nach Italien einzurichten. Auch der vor einem Monat in München durchgeführte Kongress des ökumenischen Netzwerkes "Miteinander für Europa" weise in die richtige Richtung.
"Hier könnten wir noch sehr viel mehr gemeinsam tun, ohne irgendwelche Probleme zu haben", meinte Koch. Eine gemeinsame Stimme der Christen sei schon allein aus Glaubwürdigkeitsgründen wünschenswert. Bedauerlich seien die neuen Differenzen der Kirchen in ethischen Fragen wie dem Lebensschutz. Bisher habe in der ökumenischen Bewegung gegolten: "Glaube trennt, Handeln eint", sagte Koch, "heute müssen wir es fast umgekehrt sagen".
Frauenpriestertum vor Zerreißprobe
Mit Blick auf die Frage des Frauenpriestertums hat Koch vor einer Zerreißproben innerhalb der Kirchen gewarnt. Die Frage der Öffnung von Weiheämtern für Frauen bringe fast alle Kirchen "in eine Riesenproblematik hinein", sagte er im österreichischen Stift Kremsmünster vor Journalisten. So stehe etwa die anglikanische Kirche wegen der Einführung der Ordination von Bischöfinnen "vor einer Zerreißprobe". Deshalb müsse diese Frage "mit äußerster Sensibilität angegangen werden".
Auch unter den Lutheranern gebe es nicht wenige Kirchen ohne Frauenordination, in Lettland sei die Entscheidung dafür erst jüngst wieder zurückgenommen worden, so der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Der Kurienkardinal verwies zudem auf "die sehr schwerwiegende Entscheidung von Papst Johannes Paul II.", wonach er nicht die Vollmacht habe, das Priesteramt für Frauen zu öffnen. "Und das ist auch von Papst Franziskus bestätigt, dass diese Frage für ihn nicht offen ist."