"Im Gegenteil: Wir müssen den Mut haben, im Licht der Tradition etwas Neues zu beginnen und den Schatz von früher mitzunehmen. Vor allem aber müssen wir nach vorne schauen", sagte der Erzbischof von München und Freising am Donnerstagabend in Rom laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz.
Marx predigte im Zuge des Vatikanbesuchs der deutschen Bischofe in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern. In der römischen Patriarchalbasilika wird das Grab des Apostels Paulus verehrt.
Erinnerung an Apostel Paulus
Der Apostel, der sich "vom hochgebildeten und vom konservativen Gesetzeslehrer zum Wanderprediger und dann zum Verkünder Jesu Christi" wandelte, sei ein gutes Beispiel für die Neuaufbrüche der Kirche in der heutigen Zeit. "Dieser Apostel hat alle für die neue Botschaft eingeladen, er hat keine Grenzen gesetzt, für ihn war jede und jeder willkommen, der oder die diesem Christus folgen will", erklärte Marx. "Man kann sagen, dass Paulus revolutionäres Potential hatte und dass er inklusiv dachte."
Von den Erfahrungen des Apostels könne profitiert werden, "wenn wir darüber reden, wie es mit der Kirche und dem Volk Gottes weitergeht", so der Kardinal weiter. "Die Kirche ist mitten drin in der Welt und in der Zeitenwende. Wir laufen nicht anachronistisch neben der Zeit her."
Deutsche Bischöfe in Rom
Derzeit befinden sich die deutschen Bischöfe auf ihrem fünftägigen Ad-limina-Besuch im Vatikan. Am Donnerstag trafen sie zu Gesprächen mit Papst Franziskus zusammen. Laut Mitteilung der Bischofskonferenz ging es in dem langen Austausch unter anderem um "Überlegungen zur Seelsorge in veränderter Zeit", um das "Selbstverständnis des priesterlichen und bischöflichen Amtes", sowie um die Rolle der Laien in der Kirche. Auch das Thema Krieg und Frieden angesichts der Lage in Osteuropa wurde angesprochen. Ferner kamen "Aspekte des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland und des weltweiten synodalen Prozesses" zur Sprache, die in einem Gespräch am Freitag noch vertieft werden sollen.