Der Umgang mit alten und kranken Menschen ist nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx ein Lackmustest für eine soziale Gesellschaft. "Daran zeigt sich's", sagte der Erzbischof von München und Freising am Gründonnerstag laut seiner Pressestelle zu Beginn des Gottesdienstes in Erinnerung an das Letzte Abendmahl im Münchner Liebfrauendom.
Als Vergelt's Gott für ihre Arbeit wusch er zehn in verschiedenen Münchner Krankenhäusern und einem Seniorenheim tätigen Frauen und Männern die Füße. Die symbolische Handlung erinnert daran, dass auch Jesus vor dem Letzten Abendmahl in Jerusalem dies an seinen Jüngern tat.

"Wir wollen eine Gesellschaft, die sieht: die Armen, die Kranken, die Sterbenden und die Dementen - sie werden nicht beiseite geschoben, sie gehören in die Mitte der Gesellschaft", so der Kardinal in seiner Predigt. Weiter fügte er hinzu: "Wir wollen eine wertvolle Gesellschaft aufbauen, die wir dann auch mit Herz und Verstand und möglichst gewaltfrei verteidigen wollen."
Keine Freiheit ohne Verantwortung
"Für wen oder was sind wir bereit zu sterben?", warf Marx als Frage auf und gab die Antwort: "Am ehesten wohl für unsere Lieben, unsere Familie, die Menschen, die uns nahestehen." Doch welche Gesellschaft sei es, die wirklich verteidigt werden solle? Die Freiheit sei etwas sehr Theoretisches, mahnte der Kardinal und erinnerte: "Es kann keine Freiheit geben ohne Verantwortung."
Ebenso sei Dankbarkeit angezeigt, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. All dies komme am Gründonnerstag zum Ausdruck. Das Abendmahl signalisiere: "Denkt an die Befreiung aus der Sklavenherrschaft und an die Sendung, die euch aufgetragen ist: Demut und die Hingabe zu den Schwachen", so Marx.