Teilnehmer sprachen im Anschluss von einem emotionalen, aber auch von gegenseitigem Respekt getragenen Austausch mit vielen Wortmeldungen. Marx selbst verließ das Tagungszentrum kommentarlos. Fraktionsvorstandsmitglied Joachim Unterländer sagte, es sei deutlich geworden, dass die Politik das gesellschaftliche Engagement der Kirche schätze. Es seien Positionen klargestellt und Missverständnisse ausgeräumt worden.
Unterländer sagte, über die Grundlinien habe in Wesentlichem Einigkeit bestanden. "Wir sind aber der Meinung, dass ein Land, das überfordert ist, keinem mehr dient, weder den Einheimischen noch den Flüchtlingen, die schon da sind, noch denen, die erst noch kommen." Ein anderer Abgeordneter verwies auf das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Für diesen wäre es auch zu viel geworden, hätte er nicht nur einen Schwerverletzten, sondern fünf versorgen müssen. Zugleich zeigte er sich beeindruckt, dass Marx "bei seiner Linie geblieben" sei. Beide Seiten hätten Interesse an einer Fortsetzung des Gesprächs bekundet.
Anspruch auf ein faires Verfahren
Bei der Begrüßung durch Fraktionschef Thomas Kreuzer hatte Marx vor dem Treffen vor Journalisten noch einmal eine menschenwürdige Behandlung aller angemahnt, die nach Deutschland kämen. Jeder Flüchtling habe einen Anspruch auf ein faires Verfahren. Die Außengrenze der Europäischen Union dürfe keine Todesgrenze werden.
Marx hatte Bundeskanzlerin Merkel in einem Interview dieser Tage noch einmal Respekt gezollt für ihre Haltung in der Flüchtlingspolitik. Angesichts der heftigen Diskussionen sei es bemerkenswert, wie Merkel das aushalte, sagte der Kardinal dem "Handelsblatt". Die CSU und auch etliche CDU-Politiker verlangen von der Kanzlerin einen Kurswechsel.
Angesprochen auf die Haltung der CSU beim Thema Flüchtlinge sagte Marx in dem Interview, jeder habe seine Verantwortung. "Ich glaube aber, dass Politiker, die sich nur treiben lassen von der medial verbreiteten öffentlichen Meinung, keine nachhaltige Politik machen werden." Entscheidungen brauchten Ruhe und Verlässlichkeit. Das "C" im Parteinamen bedeutet laut Marx, dass jeder Mensch unabhängig von Religion, Geschlecht und Herkunft Bild Gottes sei.