Kardinal Marx feiert Aschermittwoch der Kunstschaffenden

Erinnerung an die Verletzlichkeit des Menschen

Zum sogenannten Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler hat Kardinal Marx die Verletzlichkeit der Menschen angesprochen. In seiner Predigt betonte er, wie klein und zerbrechlich wir sind. Das gelte für unser ganzes Leben.

Aschermittwoch der Künstler im Münchner Liebfrauendom (Archivbild) (KNA)
Aschermittwoch der Künstler im Münchner Liebfrauendom (Archivbild) / ( KNA )

Im Münchner Liebfrauendom erinnerte Kardinal Reinhard Marx an den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine oder das verheerende Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet.

Die Nachrichten-Bilder aus diesen Regionen hätten ihn "unglaublich erschüttert". Dabei gab er zu: "Manchmal muss ich wegsehen, wenn tote Kinder unter den Trümmern geborgen werden."

Wo bleibt Gott in der Krise?

Angesichts all dieses Leids könne er verstehen, "wenn Leute fragen: Wo ist denn euer Gott? Wie ist Gott gegenwärtig?" Doch dieser habe sich auf die Seite der Sünder gestellt und sei selbst zur Sünde geworden. "Das ist der eine Ort, wo Gott sich finden lässt: unter den Verschütteten, unter den Opfern von Krieg und Gewalt."

Türme der Münchener Liebfrauenkirche / © Antonio Gravante (shutterstock)
Türme der Münchener Liebfrauenkirche / © Antonio Gravante ( shutterstock )

Der andere sei "das Verborgene", in dem Gott "das absolute Geheimnis" bleibe: "Wir können Gott in unserem eigenen Herz und unserer eigenen Sehnsucht suchen."

Die österliche Bußzeit mahne, dass Leben und Sterben zusammengehörten, sagte Marx. Zu den Gottesdiensten am Aschermittwoch gehört auch das Ritual der Aschenauflegung.

Die Künstlerin Ilaria Igliani, deren Arbeit "Sdraiati" ("Die Liegenden") einen besonderen Akzent im Gottesdienst setzte, zeichnete denn auch dem Erzbischof ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprach dazu einen Vers aus dem Buch Genesis: "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst."

Ritual zur Verdeutlichung der Gefühle

Im Mittelpunkt von Iglianis Arbeit steht die Zerbrechlichkeit des Menschen. Während der Corona-Pandemie hatte sie ein Ritual entwickelt: Jeden Tag formte sie aus einem Klumpen Keramikmasse eine kleine, wenige Zentimeter große, menschliche Figur.

Die "Sdraiati" sollen den Gemütszustand der Generation der Kulturschaffenden repräsentieren, der während der Einschränkungen durch die Pandemie zu spüren war: Die Keramikkörper versinnbildlichten das Gefühl, isoliert und in der Zeit eingefroren zu sein.

Symbolbild Aschermittwoch / © Vladyslav Trenikhin (shutterstock)
Symbolbild Aschermittwoch / © Vladyslav Trenikhin ( shutterstock )

Die "Sdraiati" bringen laut Mitteilung die grundsätzliche Erfahrung des Menschen zum Ausdruck, dass das Leben fragil ist. "Das verwendete Material und die Größe der Figuren betonen die Zerbrechlichkeit. Eine Metapher für das menschliche Wesen, klein und verletzlich", so die Künstlerin. Die Tonfiguren-Installation ist bis 26. März in der Bartholomäuskapelle des Liebfrauendoms zu sehen.

Der "Aschermittwoch der Künstler" wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereiten.

Aschermittwoch

Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Seit Ende des 11. Jahrhunderts gibt es die Tradition, sich an diesem Tag in Gottesdiensten ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Die aus gesegneten Palmzweigen vom Vorjahr gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße.

Aschermittwoch (Symbolbild) / © vetre (shutterstock)
Quelle:
KNA