Kardinal Reinhard Marx kritisiert das Social-Freezing-Angebot von Apple und Facebook. Bei der Aufschiebung einer Geburt durch das Einfrieren von Eizellen gehe es nicht um die Freiheit des einzelnen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montagabend in Aachen. Vielmehr werde die Geburt funktional in den ökonomischen Prozess eingegliedert, indem Kinder "just in time" zur Welt kommen sollen. Die US-Firmen Apple und Facebook haben ihren Mitarbeiterinnen angeboten, die Kosten für das Einfrieren von Eizellen zu übernehmen. Ihnen soll damit eine bessere Karrierechance geboten werden.
Nicht alles umsetzen, was möglich ist
Nach den Worten des Münchner Erzbischofs kommt es dem Christentum zu, in Staat und Gesellschaft ein kritisches Gegenüber zu bilden und beispielsweise technologische und ökonomische Imperative abzuwehren. Der Erzbischof warnte davor, alles umzusetzen, was technisch machbar sei und Gewinn bringe. Dies könne zur Zerstörung des Menschen führen. Die Frage der ökonomischen Nützlichkeit stelle sich nicht nur beim Social Freezing, sondern auch beim assistierten Suizid, über dessen ausdrückliche Legalisierung die Politik derzeit diskutiert. Auch "ökonomisch Nutzlose" wie Demenzerkrankte hätten ein Recht auf Leben.
Gegen platten Laizismus
Nach den Worten von Marx ist eine Humanität, die nicht nach Interessen und persönlichen Vorteilen fragt, ohne Religion schwer vorstellbar. Es sei fraglich, ob der Begriff der Menschenwürde ohne spirituell-religiöse Begründung Bestand haben könne. Ein platter Laizismus sei auch für eine moderne Gesellschaft nicht angemessen. Marx äußerte sich zum Auftakt der Ringvorlesung "WeltMachtKirche" an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.