Marx: Stimme der Kirche für Europa muss lauter werden

Herausfordernde Zeiten

Ob der Einsatz für Flüchtlinge in Europa oder junge Arbeitslose in den Mitgliedsstaaten – Kardinal Marx will die Stimme der Kirche in Europa zu diesen Themen hörbar machen. In Brüssel tagt zurzeit die EU-Bischofskommission Comece.

 (DR)

In seiner Eröffnungsrede ging der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Präsident der Comece, am Mittwoch auf die europäische Krise ein. Diese sei noch lange nicht durchgestanden. "Es ist eine Tatsache, dass weder Staatsmänner, noch Politiker oder Beamte wissen, wie wir aus der Krise kommen können", urteilte Marx. Es gebe nur wenig kreatives Denken, das jene ethischen Prinzipien berücksichtige, die an der Basis einer demokratischen und gerechten Gesellschaft stünden. "Wir müssen darüber nachdenken, ob nicht gerade hier die Kirche ihren Beitrag leisten könnte."

Was machen die Kirchen genau?

Manche Bischöfe hätten ihre Stimme zwar in den vergangenen Jahren erhoben, doch das reiche nicht aus. "Noch immer stellt sich die Frage: was machen die Kirchen genau? Was sagen die Kirchen in diesen herausfordernden Zeiten?", fragte Marx. Die Frage nach Armut, sozialer Inklusion, Migration und Jugendarbeitslosigkeit stünden als Hauptaufgaben im Mittelpunkt der EU.

Schwerpunkt des Treffens der EU-Bischöfe sind die Themen Migration und Integration. In der Migrationsdebatte wollen sich die Bischöfe besonders über die Fragen nach dem Ankunftsort von Migranten in der EU, die humane Aufnahme und Integration austauschen.

Als "besorgniserregend" bezeichnete Marx zudem die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf junge Menschen. Die Comece werde am 4. September eine Konferenz zur Frage der Jugendarbeitslosigkeit mitorganisieren, kündigte Marx an.

Einsatz gegen Populismus

In seiner Rede nahm Marx auch die bevorstehende Europawahl 2014 in den Blick.  Es sei wichtig, dass die Bischofskonferenzen in den Mitgliedsstaaten über EU-Themen informiert bleiben. Die Kirche dürfe eine Anti-EU Stimmung in den Ländern nicht hinnehmen, sagte Marx. Der Kardinal kritisierte, dass Parteien mit nationalistischen und teilweise fremdenfeindlichen Programmen sich von den Rändern auf die Mitte zubewegten. Auch eine "brandstifterische Rhetorik der Boulevardpresse" schade der europäischen Idee. Die Kirche sei in der Lage, diese Emotionen zu zerstreuen und Menschen an grundlegende christliche Werte der europäischen Gesellschaft zu erinnern.

Papst Franziskus habe damit begonnen, das christliche Bewusstsein für eine Reihe zentraler sozio-politischer Fragen erneut zu wecken, urteilte Marx. Er habe in einer Papstaudienz von Franziskus Ermutigung für die Arbeit der Comece erfahren. Wie der Papst teile er die Überzeugung, dass Politiker von der Kirche Anleitung erwarteten und bereit seien, diese auch anzunehmen.

 

Quelle:
DR