Kardinal Marx würdigt Bundeskanzlerin Merkel

"Politik aus dem christlichen Glauben heraus"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat das Engagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel gewürdigt, die Welt aus christlicher Perspektive mitzugestalten.

Angela Merkel (CDU) während einer Rede / © Maurizio Gambarini (dpa)
Angela Merkel (CDU) während einer Rede / © Maurizio Gambarini ( dpa )

"Das Wissen, dass sich das Paradies auf Erden nicht herstellen lässt, gibt den Christen Gelassenheit in den vorletzten Dingen. Diese innere Ruhe strahlt Angela Merkel aus. Aber sie weiß: Christen dürfen der Welt nicht einfach ihren Lauf lassen. Wir haben sie mitzugestalten! Dafür gibt uns Angela Merkel ein überzeugendes Beispiel", sagte Kardinal Marx heute in Stuttgart in seiner Laudatio auf die Bundeskanzlerin, die mit dem Eugen-Bolz-Preis 2017 ausgezeichnet wurde. "Politik betreibt die Bundeskanzlerin aus dem christlichen Glauben heraus. Dabei trägt sie ihre christlichen Glaubensüberzeugungen jedoch nicht vor sich her", so Kardinal Marx. Sie lebe den Glauben "eher unaufdringlich als politische Grundlage. Man sollte sich aber über ihre christliche Verwurzelung nicht hinwegtäuschen."

Die Aufnahme der Flüchtlinge in Deutschland und die Förderung der Bereitschaft, Menschen in Not bei uns willkommen zu heißen, seien Ausgangspunkt für die Verleihung des Eugen-Bolz-Preises an die Bundeskanzlerin. "In einer kritischen Phase Europas haben Sie ein wichtiges Zeichen für Humanität gesetzt und in der Politik ein Beispiel christlicher Nächstenliebe gegeben", betonte der Kardinal. Er warnte vor einem Erstarken populistischer Tendenzen in Europa und weltweit. Dieser Populismus gehe weit über die Kritik an einem bestimmten Politikfeld hinaus und stelle die Systemfrage, indem er die staatlichen Institutionen zu delegitimieren und die Rechtsstaatlichkeit dem vermeintlichen Mehrheitswillen der Nation unterzuordnen versuche. "Dies basiert dann noch auf einem verkrampften Begriff der Nation, der immer wieder auch mit der Religion verbunden wird. Damit werden dann undifferenzierte Schaukämpfe gegen den Islam geführt und man beruft sich auf ein kulturell enggeführtes Verständnis des Christentums", so Kardinal Marx. Letztlich richteten sich die populistischen Bewegungen vor allem gegen das Konzept einer offenen, freien und pluralen Gesellschaft. Ein Zurück zu geschlossenen Gesellschaften sei aber weder möglich noch wünschenswert. "Und ein Rückzug auf das Nationale, auf das Geschlossene ist keine christliche Option. Der christliche Glaube will den Blick weiten, will auf eine Öffnung hinaus", sagte Kardinal Marx.

Einsatz werde geschätzt

Die Verleihung des Eugen-Bolz-Preises an Bundeskanzlerin Merkel sei Ausdruck dafür, dass ihr Einsatz geschätzt werde und die Kanzlerin nicht allein sei: "Sie stehen mit der politischen Verantwortung Ihres Amtes an einer besonders wichtigen Stelle, wenn wir diese immense politische und gesellschaftliche Herausforderung meistern wollen". Kardinal Marx fügte hinzu: "Als Kirche begleiten wir Sie und alle, die Verantwortung tragen für unser Gemeinwesen, mit unserem Gebet."

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Bischof Dr. Gebhard Fürst, hob in seinem Grußwort die Bedeutung des Eugen-Bolz-Preises als "ein klares Signal gegen Totalitarismus, Menschenfeindlichkeit und Verfälschung historischer Fakten" hervor. "Als Bischof schmerzt es mich zu sehen, dass Religion immer wieder missbraucht wird, um Gewalt, Hass und Ausgrenzung zu rechtfertigen. Angesichts dessen ist es wichtiger denn je, das Andenken an jene lebendig zu halten, die – unter Lebensgefahr oder gar dem Verlust ihres Lebens – Widerstand leisteten gegen die menschenvernichtende Ideologie des Nationalsozialismus", so Bischof Fürst. Ein außerordentliches Vorbild an Zivilcourage, die bis zum Letzten gehe, sei Eugen Bolz. Bischof Fürst wandte sich direkt an die Bundeskanzlerin: "Heute erhalten Sie den Preis für Ihr politisches Handeln in Verantwortung für die Menschen in unserem Land und in Europa. Ihr Eintreten für die Menschen auf der Flucht wurde zum Impuls für unzählige Bürgerinnen und Bürger, solidarisch humanitäre Hilfe zu leisten. Deutlich betonen Sie immer wieder, dass für engstirnigen Egoismus, ausgrenzenden Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit in unserem Land kein Platz ist." Mit Hochachtung verfolge er den Kurs der Bundeskanzlerin in der Flüchtlingspolitik. "In der Diözese Rottenburg-Stuttgart handeln wir bezogen auf die große Zahl von vertriebenen, flüchtenden, Schutz suchenden und vom Tode bedrohten Menschen auf analoge Weise", so Bischof Fürst.


Quelle:
DBK