Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat am Donnerstagabend in seiner Predigt beim Reformationsgottesdienst im evangelischen Berliner Dom betont: Gerade am Reformationstag sei es wichtig, sich daran zu erinnern, was Martin Luther umgetrieben habe. Das Bekenntnis zu Gott sei "eine gemeinsame ökumenische Aufgabe", betonte der katholische Geistliche. Die Christen aller Konfessionen müssten zusammenstehen.
Gegenbewegung zu Profitinteressen sein
Dabei gehe es vor allem darum, von Gott "neu sprechen zu lernen". Marx warnte vor einer sich ausbreitenden "politischen Instrumentalisierung der Religionen, auch des Christentums". Dagegen müssten sich Christen wehren. Sie sollten eine "Gegenbewegung sein" etwa zu Profitinteressen oder nationalistischen Bestrebungen. "Die Folgen des christlichen Glaubens müssen erkennbar sein", so der Kardinal.
Im Laufe seiner 40-jährigen Amtszeit als Priester sei für ihn "das Geheimnis Gottes immer größer und anziehender geworden" und "die Kirche und ihre Strukturen etwas weniger wichtig", so Marx weiter. Diese sei nur dazu da, "dass das Geheimnis Gottes aufleuchtet". Gott sei "ganz anders" und "nicht Teil dieser Welt".
Reformationstag: Erinnerung an 95 Thesen
Am 31. Oktober gedenken Protestanten der Reformation. Im Jahr 1517, einen Tag vor Allerheiligen, hatte der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) in 95 Thesen die damalige Ablasspraxis der Kirche kritisiert. Die Veröffentlichung der Thesen löste weltweit Veränderungen aus, nicht nur in Kirche und Theologie, sondern auch in Musik, Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft.