Kardinal Meisner: Kunst soll froh machen

"Nützlichkeit darf nicht alles bestimmen"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat dazu aufgerufen, die Welt nicht nur unter den Aspekten der Nützlichkeit zu gestalten.
Ein entscheidendes Kriterium sei auch die Schönheit, sagte der Erzbischof bei einem Gottesdienst zum Aschermittwoch der Künstler in Köln. Er rief die Kunstschaffenden dazu auf, mit ihren Talenten den Menschen dabei zu helfen, froh zu werden und den Sinn ihres Daseins zu erschließen.

 (DR)

Erste Aufgabe des künstlerischen Tuns ist es nach den Worten des Kardinals, dem Menschen als "Krone der Schöpfung" Wert- und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Gott sei in Jesus Christus Mensch geworden, damit der Mensch wie Gott werde. "Der Mensch ist nicht ein höher entwickeltes Tier, sondern das Ebenbild Gottes", sagte Meisner. Um diese Wirklichkeit sichtbar, hörbar und lesbar zu machen, habe Gott Künstler, Lebenskünstler, bestellt.



Initiative aus Frankreich

Der "Aschermittwoch der Künstler" will Begegnung von Kirche und Kunst ermöglichen. Dazu gibt es zum Auftakt der Fastenzeit in zahlreichen deutschen Bischofsstädten Veranstaltungen.



Die Initiative dazu kam nach dem Zweiten Weltkrieg aus Frankreich nach Deutschland. Dort strebte der katholische Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer solchen Begegnung einen geistlichen Neuanfang für Europa an.



Der erste "Aschermittwoch der Künstler" in einer deutschen Diözese fand 1950 in Köln statt. Dem folgten bald München und andere Bistümer. Heute gibt es entsprechende Angebote in einer Reihe von Städten weltweit. In Deutschland wird die ursprünglich katholisch geprägte Idee mancherorts ökumenisch begangen.



Mit der Begegnung will die Kirche ihre Wertschätzung für Kunst und Künstler bekunden. Sie soll zugleich einer religiösen Standortbestimmung dienen oder auch die gemeinsame Auseinandersetzung mit Grundfragen der menschlichen Existenz ermöglichen. In aller Regel gibt es einen gemeinsamen Gottesdienst zum Auftakt der Fastenzeit und einen kulturellen Akzent, bei dem auch prominente Kunstschaffende zu Wort kommen. Daran schließt sich die Möglichkeit zum Gespräch zwischen Bischof oder Geistlichen und Künstlern an.