Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat den wachsenden Trend zur Krippenbetreuung scharf kritisiert und eine Erziehung durch die Mutter angemahnt. "Ich finde es schrecklich, dass man mit allen Argumenten versucht, die Kinder schon in ihren ersten Lebensjahren aus der Nähe der Mutter weg in Kinderkrippen und Kindergärten unterzubringen", sagte der Erzbischof bei einem Gottesdienst am Freitagabend in Bonn.
Nach den Worten Meisners empfindet sich ein Kind in den ersten Jahren noch nicht als selbstständiges Wesen, sondern als Teil der mütterlichen Wirklichkeit. Werde "das Kleinkind zu früh von der Mutter entbunden oder getrennt", könne es seelischen Schaden erleiden. Der frühere Berliner Bischof betonte, dass in den letzten DDR-Jahren der dort führende Partei-Psychologe die großen Probleme mit der damaligen Jugend darauf zurückgeführt habe, dass der Staat aus dem biblischen Provisorium Kinderkrippe eine ständige Einrichtung gemacht habe. "Es könnte sein, dass unsere Gesellschaft dasselbe Unglück über unser Volk und seine Zukunft herabholt", sagte Meisner.
Scharfe Kritik übte der Erzbischof auch an der Abtreibungspraxis in Deutschland. Gott habe den Schoß der Mutter als sichersten und behütetsten Ort für sein neues Geschöpf vorbehalten. Für jährlich über 100.000 Kinder in Deutschland seien aber die ersten Wochen "die einzigen und letzten Lebensmonate" geworden. "Der Mutterleib ist in dieser Kultur des Todes selbst zum Ort des Todes geworden", so der Kardinal. Oft hätten Frauen selbst für diesen Zustand die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bis in die Gegenwart hinein vorangetrieben und erkämpft.
Festgottesdienst in Bonn
Meisner äußerte sich bei einem Festgottesdienst im Bonner Münster, in dessen Rahmen er an die Gemeinde eine Reliquie der heiligen Helena (um 248-330) übergab. Sie war die Mutter des im 4. Jahrhundert herrschenden ersten christlichen römischen Kaisers Konstantin. Sie gilt als Gründerin des Bonner Münsters, des Viktordomes in Xanten und der Gereonskirche in Köln.
Für die Aufnahme der aus dem Trierer Dom stammenden Reliquie hat die Bonner Gemeinde einen vergoldeten Messing-Schrein aus dem 19. Jahrhundert erworben. Am Ende des Gottesdiensts setzte der Erzbischof die Reliquie in den Schrein ein, bevor das Gefäß in einer Prozession an seinen Platz am Altar der Stadtpatrone Cassius und Florentius getragen wurde.
Meisner hatte die Reliquie am 12. Mai im Rahmen der Heilig-Rock-Wallfahrt vom Trierer Bischof Stephan Ackermann in Empfang genommen. Bereits im Mittelalter besaß das Bonner Münster eine Helena-Reliquie aus Trier. Sie fiel aber einer Plünderung zum Opfer. Meisner betonte, dass das Bonner Münster "wieder zu seiner vergessenen ersten Liebe" zurückkomme.
Für den Bonner Stadtdechanten Wilfried Schumacher findet die alte Überlieferung, wonach das Münster eine Stiftung Helenas ist, mit der neuen Reliquie wieder "einen sichtbaren Ausdruck". Er hatte vom Trierer Bischof die Reliquie erbeten. Der Gottesdienst war der Höhepunkt einer Helena-Festwoche mit Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen. Während der Festwoche wurden das Münster sowie zahlreiche Helena-Darstellungen in der Kirche besonders illuminiert.
Kardinal Meisner überreicht in Bonn eine Reliquie der Kaiserin
"Helena ist eine Kreuzesfrau"
Mit einem Festgottesdienst wurde im Bonner Münster der Höhepunkt der Helena-Woche gefeiert. Hier überreichte Joachim Kardinal Meisner eine kostbare Reliquie der Heiligen Helena an den Bonner Stadtdechanten Wilfried Schumacher. In seiner Predigt forderte der Kölner Erzbischof eine "Kultur des Lebens" und kritisierte erneut Abtreibungen.
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