O'Brien war in britischen Medien wegen eines angeblichen "unangemessenen Verhaltens" gegenüber Priestern in den 80er Jahren in Kritik geraten. Papst Benedikt XVI. habe den Amtsverzicht unter Berufung auf den Kirchenrechtskanon 401, Paragraf 1, angenommen, meldete Radio Vatikan am Montag. Der Paragraf schreibt Diözesanbischöfen vor, mit Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anzubieten; O'Brien erreicht dieses Alter am 17. März. Der Amtsverzicht wurde nach vatikanischen Angaben bereits mit Datum vom 18. Februar angenommen. Die überraschende Ankündigung des Amtsverzichts von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar habe es erforderlich gemacht, im Vatikan bestimmte Vorgänge zeitlich vorzuziehen, die ansonsten erst später behandelt worden wären, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag im Vatikan mit. Daher sei der altersbedingte Rücktritt bereits einige Tage vor dem Stichtag angenommen und wirksam geworden.
O'Brien weist Vorwürfe zurück
In einer schriftlichen Stellungnahme dankte O'Brien Benedikt XVI. und wünschte ihm "einen langen und glücklichen Ruhestand". "Ich bitte um Gottes Segen für meine Mitbrüder im Kardinalsamt, die sich demnächst in Rom versammeln, um seinen Nachfolger zu wählen. Ich werde an diesem Konklave nicht persönlich teilnehmen", so O'Brien. Er wolle nicht ins Zentrum der Medienaufmerksamkeit geraten. Stattdessen wolle er darum beten, dass die Teilnehmer des Konklaves "die richtige Wahl zum künftigen Wohl der Kirche" träfen. Im Rückblick auf seine Jahre als Priester und Bischof in Schottland dankte O'Brien "für alles Gute, das ich tun konnte. Für alles Versagen bitte ich die um Verzeihung, die ich verletzt habe." Britischen Medienberichten zufolge werfen drei Priester und ein ehemaliger Geistlicher O'Brien vor, sich ihnen in den 80er Jahren auf «unangemessene» Weise genähert zu haben. Die vier Männer hätten dem Vatikanbotschafter in Großbritannien, Erzbischof Antonio Mennini, in der Woche vor der Rücktrittsankündigung des Papstes entsprechende Mitteilungen gemacht. Die drei Priester sind den Berichten zufolge Kleriker des Erzbistums St. Andrews and Edinburgh; der vierte habe sein geistliches Amt aufgegeben, nachdem O'Brien zum Bischof ernannt wurde. O'Brien weist die Anschuldigungen sexueller Belästigung zurück.
Keine Teilnahme am Konklave
Laut dem britischen Sender BBC erklärte O'Brien, er werde an der Wahl eines Nachfolgers für Benedikt XVI. im März nicht teilnehmen. Er wäre der einzige britische Kardinal gewesen, der zu einem Konklave nach Rom reist. Die Zahl der Papstwähler beträgt damit derzeit 115. Zuvor hatte bereits der indonesische Kardinal und Jesuit Julius Riyadi Darmaatmadja (78) aus gesundheitlichen Gründen auf die Reise nach Rom verzichtet.