Kardinal Parolin erstmals seit Kriegsbeginn in Ukraine

Chefdiplomat des Papstes

Eigentlich ist der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wegen eines wichtigen Gottesdienstes in der Ukraine. Doch der geschickte Chef-Unterhändler des Papstes wird auch Politiker des Landes treffen, unter anderen Präsident Selenskyj.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (m.) mit Pileolus auf dem Kopf / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (m.) mit Pileolus auf dem Kopf / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Der Chefdiplomat des Papstes, Pietro Parolin, besucht erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs die Ukraine. Damit wolle Papst Franziskus auch seine Nähe zur "gemarterten Ukraine" unterstreichen, sagte Kardinalstaatssekretär Parolin vatikanischen Medien am Freitagabend. Franziskus habe von Anfang an versucht, "Wege zu finden, um den Krieg zu beenden und einen gerechten Frieden zu schaffen", so der Kardinal, der sich bis Mittwoch in der Ukraine aufhält.

Offizieller Anlass der Reise ist ein Gottesdienst am Sonntag im Karmeliterkloster von Berdytschiw. Doch biete ihm dies "natürlich" Gelegenheit, die Behörden des Landes zu treffen, unter anderen Präsident Wolodymyr Selenskyj, sagte Parolin. "Und natürlich werden wir dabei über Frieden reden, darüber, welche möglichen Friedensperspektiven bestehen", so der Diplomat.

Humanitäres Engagement

Am Freitagabend war Parolin im westukrainischen Lwiw eingetroffen, wo er unter anderen von Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki und Bürgermeister Andriy Sadovyi empfangen wurde. Weiter sind ein Besuch in der schwer kriegsbeschädigten Hafenstadt Odessa sowie Treffen mit kirchlichen und weltlichen Führern in Kiew vorgesehen.

Seit dem Besuch des italienischen Kardinals Matteo Zuppi als Friedensbeauftragter des Papstes vor einem Jahr in Kiew und Moskau sehe es so aus, dass der Weg zum Frieden vor allem über humanitäres Engagement führe, sagte Parolin. Dies scheine auch der Gedanke der Behörden in Kiew zu sein.

Schritte für gerechten Frieden

Auch bei der Ukraine-Friedenskonferenz im Juni im schweizerischen Bürgenstock hätten drei Aspekte im Zentrum gestanden: die Frage der Vermeidung einer Eskalation zum Atomkrieg, das Thema der Warenverkehrsfreiheit und schließlich vor allem das humanitäre Thema. "Der Heilige Stuhl hat sich also auch auf Wunsch der Regierung selbst darauf konzentriert, aber mit der Absicht, Schritte zu unternehmen, die wirklich zu einem gerechten Frieden führen können", betonte Parolin.

Der erste Grund seiner Reise sei die Nationalwallfahrt der lateinischen Katholiken im Marienheiligtum von Berdytschiw, zu der der Papst ihn als Sonderbeauftragten entsandt hatte, so Parolin. Daher wolle er diese Feier und dieses Gebet mit den Gläubigen teilen, "das natürlich vor allem ein Gebet für den Frieden sein wird", so der 69-Jährige.

Nähe des Papstes zur "gemarterten Ukraine"

"Dieser Besuch ist ein weiterer Ausdruck der Aufmerksamkeit, die der Heilige Vater der Ukraine entgegenbringt. Und seiner großen Hoffnungen auf Frieden." Der Kardinal betonte die Verpflichtung, "so schnell wie möglich zu einer Lösung dieses Konflikts zu gelangen".

Pistorius debattiert mit Kirchenvertretern über Ukrainekrieg

Ein Stopp westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine würde nach Aussage von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zwar ein schnelles Ende des Krieges bedeuten. "Aber eben auch ein Ende der Ukraine", so der Minister am Samstag bei einem Ökumenischen Kirchentag in Osnabrück. Bisher fehlten leider entscheidende Schritte, um den Weg von Verhandlungen zum Frieden gehen zu können.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) beim ökumenischen Kirchentag / © Friso Gentsch (dpa)
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) beim ökumenischen Kirchentag / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
KNA