Kardinal Rai warnt erneut vor einem Nahostkrieg im Libanon

"Wir wollen keinen Krieg"

Das Oberhaupt der maronitischen Kirche im Libanon, Kardinal Bechara Rai, hat vor einem Ausweiten des Kriegs zwischen Israel und der Hamas auf den Libanon gewarnt. Der Krieg verschlinge nur Geld, während der Frieden Millionen ernähre.

Kardinal Bechara Boutros Rai / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai / © Cristian Gennari ( KNA )

"Wir wollen keinen Krieg, der unsere Häuser zerstört, unsere Kinder tötet und uns vertreibt", sagte der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai bei seiner Predigt am Sonntag. 

Rai reagierte damit auf Berichte, wonach es an der Südgrenze des Landes zu immer heftigeren Schusswechseln zwischen der schiitischen Hisbollah und der israelischen Armee kommt.

"Heroismus besteht nicht darin, einen Krieg durch tödliche Waffen zu entfachen, die weder Herz noch Hirn haben; Heldentum besteht vielmehr darin, Frieden zu schließen", fügte der Patriarch hinzu. 

Krieg verschlinge Unmengen an Geld

In den vergangenen Tagen hatte er mehrere Orte und Städte an der Südgrenze besucht und den Menschen seine Solidarität bekundet.

Der Krieg verschlingt Unmengen an Geld für nichts, während der Frieden Millionen hungernder Menschen ernährt, sagte das maronitische Kirchenoberhaupt, dessen Stimme im Libanon starkes politisches Gewicht hat. 

Und weiter: "Krieg entspringt dem Stolz der Herrscher und ihren tyrannischen Interessen, wohingegen Frieden dem Herzen Gottes entspringt."

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober waren Befürchtungen von einem größeren Flächenbrand und einer zweiten Front an der israelisch-libanesischen Grenzen laut geworden. 

Nach Medienberichten wurden im Südlibanon seitdem 120 Menschen getötet, hauptsächlich Hisbollah-Kämpfer, aber auch mehr als ein Dutzend Zivilisten.

Die Maroniten

Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Libanon. Ihren Namen leiten sie von dem Einsiedler Maron ab, der beim nordsyrischen Apameia lebte und laut Überlieferung 410 starb. Zwischen dem Kloster Mar Maron und der byzantinischen Reichskirche kam es im 7. Jahrhundert zu dogmatischen Spannungen. Zum Bruch mit Konstantinopel kam es 745 im Streit um die Einsetzung eines Patriarchen von Antiochien. 1182 wurde die Einheit Maroniten mit dem Papst offiziell bestätigt.

Heiligkreuzkirche in Karpasha (Zypern), eine maronitische Kirche, die in einem der vier noch existierenden Maronitendörfern im Nordteil Zyperns steht / © Andrea Krogmann (KNA)
Heiligkreuzkirche in Karpasha (Zypern), eine maronitische Kirche, die in einem der vier noch existierenden Maronitendörfern im Nordteil Zyperns steht / © Andrea Krogmann ( KNA )
Quelle:
KNA