Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sieht in der Achtung vor dem anderen und in gegenseitiger Wertschätzung Grundlagen für echte Kultur.
"Es geht nicht, dass ein Schüler zur Lehrerin sagt: Du bist eine Frau, du hast mir nichts zu sagen", schreibt der Wiener Erzbischof in seiner Freitagskolumne für die Gratiszeitung "Heute"; und: "Es geht auch nicht, dass Menschen, die seit langem in unserem Land beheimatet sind, wie Fremde behandelt werden."
In der von der ÖVP angestoßenen Debatte um eine österreichische Leitkultur habe man in den vergangenen Wochen heftig gestritten, so Schönborn; aber: "Wie soll diese aussehen? Gibt es Werte, die für alle verbindlich sein sollen?" So lebten in Österreich Menschen mit unterschiedlichen Traditionen und Bräuchen, Sprachen und Religionen.
“Kitt der Gesellschaft”
"Jedes Jahr kommen Menschen mit eigenem kulturellem Hintergrund dazu, Geflüchtete und Zuwanderer", schreibt der Kardinal. Viele fänden einen guten Weg der Integration; bei manchen zeigten sich aber auch Spannungen und Konflikte. Hier gelte es zu fragen, wie der Zusammenhalt in Österreich erhalten bleiben kann und was "der Kitt der Gesellschaft" ist.
Österreich sei stark vom Christentum geprägt worden, erinnert der Wiener Erzbischof; "positive christliche Werte haben seine Kultur mitgeformt". Im Namen der christlichen Religion habe es aber auch Intoleranz und Ausgrenzung gegeben. Ein gutes Miteinander müsse in jeder Generation neu gelernt werden, zeigt sich Schönborn überzeugt; dazu müssten alle zusammenwirken. "Dieses gemeinsame Bemühen ist die beste Leitkultur."