Das Engagement für Arme, Kranke und Ausgegrenzte sei nicht eine beliebige Option für die Kirche, sondern Folge des Auftrags Jesu Christi, der sich bis zur letzten Konsequenz hingegeben habe. "Den Menschen zu dienen bedeutet, sich zu bücken und nicht, sich zu erheben", sagte der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle am Freitag in Lourdes.
Tagle beim internationalen Diakonen-Kongress
Er sprach beim internationalen Diakonen-Kongress. Unter dem Leitwort "Heil und Heilung" sind 200 Diakone und ihre Ehefrauen aus allen fünf Kontinenten in den südfranzösischen Wallfahrtsort gekommen. Hinter der Veranstaltung steht das Internationale Diakonatszentrum (IDZ) mit Sitz in Rottenburg. Der Verein fördert weltweit die Etablierung des Diakonats und entwickelt dafür Ausbildungskonzepte. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst ist Schirmherr des IDZ.
Sich zu den Armen beugen
Der Kardinal schlug vor, künftig Bischöfen bei der Weihe "eine Schüssel, Wasser und ein Handtuch" zu überreichen. Dies solle an den Auftrag Jesu erinnern, sich zu bücken und Armen, Kranken und Ausgegrenzten die Füße zu waschen. Als Ursache für schwindende Mitmenschlichkeit nannte der Erzbischof von Manila Individualismus. Der sei einer der Gründe, warum Menschen aus dem Blick gerieten.
Paradoxes Wachstum
Tagle kritisierte, der Reichtum versammele sich in raschem Tempo in immer weniger Händen, während die meisten Menschen weltweit in Armut leben müssten. "Was für ein Wachstum ist das?", fragte der Kardinal. Er wandte sich gegen eine Zuwendung von oben herab und forderte stattdessen Solidarität wie zwischen Schwestern und Brüdern.