Das Dikasterium gab keine weitere Auskunft über eine offizielle Ernennung. Seit Inkrafttreten der Kurienreform im vorigen Jahr hatte Tagle bei offiziellen Vatikan-Ankündigungen keine beigefügte Tätigkeitsbezeichnung. Auch seine eigene Behörde mit dem Missionspressedienst "Fides" bezeichnete ihn schlicht als "Kardinal".
Hintergrund ist die Neuordnung der vatikanischen Kurie. Dabei hatte der Papst alle Behörden in sogenannte Dikasterien umgewandelt. Wer zuvor einen Rat oder eine Kongregation leitete und nun einem Dikasterium vorsteht, muss vom Papst erneut bestätigt werden. Das neue "Superdikasterium" rund um die Evangelisierung ist solch ein Fall. Es vereint den Rat für Neuevangelisierung und die bisherige Missionskongregation.
Dikasterium für Evangelisierung wird formal vom Papst selbst geleitet
Das Dikasterium für Evangelisierung hat durch die Reform eine deutliche Aufwertung erhalten, wird in der neuen Verfassung noch vor der Glaubensbehörde genannt. Zudem wird sie formal vom Papst selbst geleitet, unterstützt von zwei Pro-Präfekten. Dazu zählt neben Tagle auch Erzbischof Rino Fisichella. Letzterer wurde bei einer Papstaudienz Anfang Januar bereits als "Pro-Präfekt" bezeichnet.
Jeder "Pro-Präfekt" ist für eine Sektion der Behörde zuständig: einer für grundlegende Fragen der Evangelisierung - die Verbreitung der christlichen Botschaft in Wort und Tat - und einer für die Erstevangelisierung. Zu den Aufgaben gehört, zu verstehen, warum sich Menschen vom Glauben abwenden, sie vom Evangelium zu überzeugen sowie die Ortskirchen in dieser Arbeit zu unterstützen. Auch die Katechese-Arbeit von Laien soll gefördert werden.