Kardinal warnt vor "Boko Haram" in Nigeria

Wachsendes Misstrauen

Der nigerianische Kardinal John Onaiyekan warnt vor einer Eskalation der Gewalt in seinem Land. Die islamistische Sekte Boko Haram gefährde den Frieden. Der Erzbischof äußerte sich am Rande der Frühjahrsvollversammlung.

Nach einem Anschlag von Boko Haram (dpa)
Nach einem Anschlag von Boko Haram / ( dpa )

Laut dem Erzbischof von Abuja richtet sich die Gewalt von "Boko Haram" nicht allein gegen Christen, sondern auch gegen Muslime. Unter ihnen fänden sich sogar mehr Gewaltopfer als unter den Christen. "Boko Haram" repräsentiere keinesfalls die dortigen Muslime. Der Erzbischof war Gast bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die sich an einem Studientag mit dem Thema Religionsfreiheit befasste.

Wachsendes Misstrauen zwischen nigerianischen Christen und Muslimen

Der religiöse Terrorismus von "Boko Haram" sei zwar auch von muslimischen Autoritäten immer wieder verurteilt worden. Aber die Anschläge hätten dazu beigetragen, unter Christen Zweifel an der Friedfertigkeit der Muslime zu wecken und eine Atmosphäre des Misstrauens zu erzeugen.

Dennoch zeigte sich Kardinal Onaiyekan zuversichtlich. Die meisten nigerianischen Christen und Muslime lebten in Frieden miteinander.

"Sie geben auch ihr Bestes, um den Frieden aufrecht zu erhalten. Von den 170 Millionen Einwohnern des bevölkerungsreichsten Landes in Afrika sind jeweils die Hälfte Muslime und Christen. Onaiyekan rief Christen und Muslime zu einem vertieften Dialog auf, um die Spannungen abzubauen. Statt Konversion sei wechselseitiger Respekt von den Religionsgemeinschaften gefragt.

Für eine friedliche Zukunft in Nigeria ist es dem Kardinal zufolge unverzichtbar, dass der Grundsatz der "einen Nation unter einem Gesetz" zunehmend anerkannt wird. Religionspolitische Sonderwege wie die Einführung des islamischen Rechtssystems Scharia in mehreren nördlichen Bundesstaaten müssten überwunden werden.

Deutsche Bischöfe bekunden Solidarität

Die deutschen Bischöfe bekundeten ihre Solidarität mit den verfolgten Christen in Nigeria. Dabei gehe es nicht um Klientelpolitik, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick. Der Kampf für Religionsfreiheit garantiere Schutzrechte nicht nur für Christen, sondern für Menschen aller Bekenntnisse - auch solchen, die keiner Religion angehörten.

 "Boko Haram" bedeutet in etwa "Westliche Bildung ist Sünde". Die Gruppe will einen islamischen Gottesstaat in Nigeria errichten. Auf ihr Konto gehen zahlreiche Anschläge.

Nigeria ist mit rund 170 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Jeweils die Hälfte der Einwohner gehören dem Islam und dem Christentum an. Der Norden ist fast ausschließlich islamisch geprägt, der Süden vorwiegend christlich.

Begleitet von Protesten: Kardinal lehnt Kriminalisierung Homosexueller ab

Kardinal Onaiyekan wies Vorwürfe zurück, er unterstütze die Strafgesetze gegen homosexuelle Partnerschaften in seinem Land. Eine Kriminalisierung von Schwulen und Lesben sei nicht gerechtfertigt. Die Pressekonferenz wurde begleitet von einer Protestkundgebung von rund 100 Homosexuellen gegen den Kardinal. Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) forderte in Frankfurt den Erzbischof auf, sich von den verschärften Strafgesetzen gegen Homosexuelle in Nigeria zu distanzieren.

Onaiyekan verteidigte seine ablehnende Haltung gegenüber der "Homo"-Ehe. Nach katholischer Lehre könnten nur ein Mann und eine Frau eine Ehe schließen. Keine Religion in seinem Land unterstütze die "Homo"-Ehe. Die neue Gesetzgebung in seinem Land sei eine Reaktion der Regierung gegen starke internationale homosexuelle Lobbygruppen.

Schick: Niemand darf wegen sexueller Orientierung diskriminiert werden

Erzbischof Ludwig Schick betonte, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürfe. Eine Ehe von Homosexuellen sei nach katholischer Auffassung aber nicht möglich.

Nach dem neuen Gesetz in Nigeria wird das Eingehen einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft mit 14 Jahren Haft geahndet. Wer "seine Liebesbeziehung zu einem Menschen des gleichen Geschlechts direkt oder indirekt öffentlich zeigt", kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Die gleiche Strafe ist für die Gründung und Unterstützung von Klubs oder Organisationen für Schwule und Lesben vorgesehen. Politiker und  Menschenrechtsorganisationen hatten das Gesetz kritisiert und die Deutsche Bischofskonferenz aufgefordert, sich davon zu distanzieren.


Kardinal John Onaiyekan (dpa)
Kardinal John Onaiyekan / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd