Kardinal Wetter laut Zeitung von Staatsanwalt vernommen

Laufende Ermittlungen?

Der frühere Münchner Erzbischof Friedrich Wetter ist einem Zeitungsbericht zufolge als Beschuldigter von der Staatsanwaltschaft vernommen worden. Im Fokus steht bei den Untersuchungen "Fall 26" aus dem Münchner Missbrauchsgutachten.

Kardinal Friedrich Wetter / © Robert Kiderle (KNA)
Kardinal Friedrich Wetter / © Robert Kiderle ( KNA )

Die "Süddeutsche Zeitung" (Sonntag, online) berichtete über den Fall, "ein solches Verfahren gegen einen ehemaligen Erzbischof dürfte ein Novum sein." Kardinal Wetter war von 1982 bis 2008 Erzbischof von München und Freising.

Vorbestrafter Priester wieder als Seelsorger tätig?

Im Fokus stehe "Fall 26" aus dem Münchner Missbrauchsgutachten und damit ein 1962 verurteilter Kleriker, hieß es weiter. Die Staatsanwaltschaft gehe "dem Verdacht nach, frühere kirchliche Verantwortungsträger des Erzbistums München und Freising könnten einen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vorbestraften Priester wieder als Seelsorger eingesetzt und nicht unterbunden haben, dass er erneut mit Kindern in Kontakt tritt".

Kardinal Friedrich Wetter (l.) / © Robert Kiderle (KNA)
Kardinal Friedrich Wetter (l.) / © Robert Kiderle ( KNA )

Dies habe Bayerns Justizministerium am 7. März dem FDP-Abgeordneten Matthias Fischbach mitgeteilt. "Ob die Ermittlungen gegen den 95-jährigen Wetter noch laufen oder bereits beendet sind, ist nicht bekannt", so der Bericht.

Wetter habe sich gegenüber der Zeitung nicht äußern wollen. Über seinen Sekretär habe er ausrichten lassen, dass er der Justiz bereits "alles gesagt" habe.

Pressekonferenz am Dienstag

Die Staatsanwaltschaft war am Sonntag für eine Anfrage nicht zu erreichen, ebenso wenig das Münchner Erzbistum. Am Dienstag will die Staatsanwaltschaft laut Bericht bei einer Pressekonferenz die Ergebnisse ihrer Ermittlungen gegen katholische Verantwortungsträger vorstellen, die sich aus dem jüngsten Missbrauchsgutachten ergeben haben.

Ein Anwalt mit deutschen Gesetzestexten / © Cameris (shutterstock)
Ein Anwalt mit deutschen Gesetzestexten / © Cameris ( shutterstock )

Vor drei Wochen war durch die "SZ" bekanntgeworden, dass Polizei und Staatsanwaltschaft im Rahmen von Ermittlungen im Missbrauchsskandal offenbar Räume des Erzbistums München durchsucht haben. Demnach fand die Aktion am 16. Februar im Ordinariat und im Erzbischöflichen Palais statt.

Dabei sollen Staatsanwälte und Kripobeamte dem Gerücht nachgegangen sein, dass es in dem Erzbistum einen "Giftschrank" mit heiklen Akten zu Missbrauchsfällen geben könnte. Gefunden worden sei nichts. Formaler Anlass der Durchsuchung sollen Ermittlungen zu "Fall 26" gewesen sein. Gegen den amtierenden Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, richte sich kein Verdacht der Justiz, hieß es.

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )
Quelle:
KNA