"Keine Gesellschaft kann sich menschlich nennen, wenn sie das Schicksal ihrer Armen aus dem Blick verliert oder die Schuld dafür bei anderen Armen sucht und diese zum Sündenbock macht", sagte der Erzbischof laut vorab verbreiteten Predigttext. "Wenn wir an die Würde des von Gott geschenkten Lebens glauben, ist es notwendig, für einander Sorge zu tragen."
Warnung vor Entsolidarisierung der Gesellschaft
Der Kölner Kardinal warnte vor einer Entsolidarisierung der Gesellschaft und einem "Schwarzer-Peter-Spiel". "Entsolidarisierung hat immer da ein leichtes Spiel, wo Menschen enttäuscht sind, wo sie sich zu kurz gekommen vorkommen, wo sie sich um Chancen gebracht fühlen", sagte er. "Wir erleben in unserem Land zurzeit, was passiert, wenn Menschen an dieser Stelle politisch umworben werden. Populismus schürt Entsolidarisierung und braucht Sündenböcke. Menschen in ihrer Bedürftigkeit - so unterschiedlich diese sein mag - werden auf grausame Weise gegeneinander ausgespielt."
Konsumkritik
Woelki beklagte zugleich einen Konsum auf Kosten der Menschen in den Entwicklungsländern. Die Verbraucher fragten oft nicht, "wer die Kleider gefärbt und genäht hat, die wir am Leibe tragen". Sie fragten nicht, woher die Rohstoffe in den Smartphones stammten und wo sie wieder entsorgt würden.
Aufruf zur Solidarität
Solidarität bedeute, etwas von seiner Zeit, seiner Aufmerksamkeit, seinem Gewinn, seinem Erfolg, seinem Talent, seinem Lachen und seiner Zärtlichkeit mit einem anderen zu teilen - ohne Berechnung und ohne Hintergedanken; einfach deswegen, weil es ihn gibt, sagte Woelki.
Studientag
Die katholischen Bischöfe setzen derweil ihre Herbstvollversammlung am Mittwoch mit einem Studientag fort. Im Mittelpunkt stehen die Arbeit der Caritas und die Frage, welchen Platz die Armen in der Kirche haben und was die Kirche für die Armen tut. Das Treffen endet am Donnerstag.