Kardinal Woelki hofft auf Impulse durch Papst Franziskus

Was die deutsche Kirche bewegt

67 deutsche Bischöfe statten in diesen Tagen dem Papst ihren ersten Ad-limina-Besuch seit neun Jahren ab. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki spricht im Interview über seine Erwartungen an das Treffen mit dem Papst am Freitag.

Weihbischof Puff, Kardinal Woelki und Weihbischof Schwaderlapp vor bekannter Kulisse in Rom / © Schwaderlapp
Weihbischof Puff, Kardinal Woelki und Weihbischof Schwaderlapp vor bekannter Kulisse in Rom / © Schwaderlapp

DOMRADIO.DE: Herr Kardinal, wurden die Kölner Bischöfe schon von Papst Franziskus empfangen?

Kardinal Woelki: Die Kölner Kirchenprovinz wird am Freitagmorgen beim Heiligen Vater sein. Gegenwärtig befindet sich die erste Gruppe beim Papst. Es soll ein Gespräch sein.

Der Papst hat ausdrücklich darum gebeten, keine großen Begrüßungsansprachen zu halten, er will gleich in einen Austausch treten und hören, was die Bischöfe zu sagen haben, und dann wird er uns seine Anliegen benennen.

Erzbischof Rainer Kardinal Woelki (dpa)
Erzbischof Rainer Kardinal Woelki / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Dieser Besuch ist der erste seit neun Jahren. Hat sich da Einiges an Gesprächsbedarf ergeben, gibt es viel zu besprechen?

Kardinal Woelki: Diese Ad-limina-Besuche dienen auch der Kontaktpflege. Zwischen diesen Besuchen gibt es natürlich regelmäßige Kontakte der Bischöfe mit dem Papst und den zuständigen Dekasterien (Behörden der römischen Kurie, Anm. d. Red.). 

Auch in der Zeit zwischen den Besuchen gibt es eine gute Gesprächsatmosphäre zwischen der Kirche von Rom und den Teilkirchen in Deutschland.

Es gibt immer viel zu besprechen, in diesen Tagen geht es um die großen Herausforderungen, vor denen wir in Deutschland gegenwärtig stehen. Da lernen wir dann auch noch einmal die römische Sicht auf die Dinge kennen.

DOMRADIO.DE: Welche Impulse können den von den deutschen Bischöfen eingebracht werden?

Kardinal Woelki: Es geht vor allem darum, dass der Papst und die Dekasterien noch einmal die deutsche Kirche kennenlernen und wahrnehmen. Da ist natürlich die Frage nach dem Priesternachwuchs und die Frage, wie wir einem zunehmenden Mangel an Gläubigen begegnen können. 

Viele Neugeborene werden in Deutschland ja erst gar nicht mehr getauft. Die Säkularisierung schreitet weiter voran. Aber es gibt auch spezifische Fragen, wie die des Hochschulrechtes und der Priesterausbildung bei uns in Deutschland. 

Da gibt es ja Unterschiede zu Frankreich, Polen oder Lateinamerika oder Asien. Da braucht es natürlich auch spezifisch auf die deutschen Verhältnisse zugeschnittene Antworten.

DOMRADIO.DE: Werden Sie auch die Flüchtlingshilfe ansprechen?

Kardinal Woelki: Diese Frage wurde immer wieder diskutiert, zum Beispiel im Rat für den Interreligiösen Dialog und im Rat für Migranten. Natürlich auch bei Cor Unum (Päpstlicher Rat für globale caritative Aktivitäten, Anm. der Red.). 

Ich gehe fest davon aus, dass das auch morgen ein Thema in unserer Gruppe sein wird, wenn wir mit dem Heiligen Vater zusammenkommen.

DOMRADIO.DE: Die Ad-limina-Besuche (visitatio ad limina apostolorum: "Besuch bei den Türschwellen (der Grabeskirchen) der Apostel (Petrus und Paulus)", Anm. d. Red.) führen auch zu den Apostelgräbern und dienen auch der religiösen Vergewisserung. 

Sie feiern in diesen Tagen Gottesdienste an den Gräbern der Apostel. Was bedeutet Ihnen das ganz persönlich?

Kardinal Woelki: Es hat mich sehr bewegt, als wir mit allen 67 deutschen Bischöfen am Grab des Apostels Paulus Gottesdienst gefeiert haben, dem größten aller Missionare, die es je in der Kirche gegeben hat. Für mich war das sehr bewegend, weil wir in Deutschland gerade vor einer großen Aufgabe der Neuevangelisierung stehen. 

Ich persönlich habe gerade den Apostel darum gebeten, dass er uns helfen möge, mit Mut und Augenmaß an diese Aufgabe heranzugehen, dass es uns gelingen mag, das Evangelium neu in unserem Land zu implementieren.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

Ad-limina-Besuch

Alle fünf bis sieben Jahre sind die katholischen Bischöfe aus aller Welt laut dem Kirchenrecht zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch im Vatikan verpflichtet. Zweck ist es, dass die Bischöfe eines Landes den Papst über die jeweilige Situation in ihren Diözesen informieren.

Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht (KNA)
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR