"Die Zahlen sind dramatisch", sagte der Erzbischof am Ersten Weihnachtsfeiertag im Kölner Dom. Bundesweit seien 2016 rund 860.000 Menschen ohne Wohnung "und damit ohne Zuhause in einer geborgenen Atmosphäre" gewesen.
Zudem kritisierte Woelki einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum, weshalb sich auch Durchschnittsverdiener wie Krankenschwestern oder Polizisten "Wohnen" nicht mehr leisten könnten. "Das ist ein ganz dunkles Kapitel unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Wirklichkeit", sagte der Geistliche.
Die Anzahl von 860.000 Obdachlosen entspricht laut Woelki der Bevölkerung der drei Städte Bonn, Aachen und Münster. Die Betroffenen lebten oft nur zeitlich befristet in Unterkünften. "Über 50.000 dieser Menschen haben gar kein Obdach, leben also das ganze Jahr über auf der Straße, unter Brücken oder an sonstigen geringfügig überdachten Plätzen unserer Städte", sagte Woelki laut Redemanuskript. Nicht nur die Kälte sei für sie lebensgefährlich, sondern auch Gewalt durch andere Menschen. "Immer wieder hören und lesen wir davon, dass Obdachlose bestohlen, ausgeraubt, geschlagen oder gar angezündet werden", so der Erzbischof.
Scharfe Kritik übte Woelki daran, dass Immobilien "ausschließlich zu Renditeobjekten geworden sind" und sich deshalb "mehr und mehr Menschen" Wohnen im wohlhabenden Deutschland nicht mehr leisten könnten. "Wohnen ist ein Menschenrecht", sagte der Kardinal. Er verwies darauf, dass Gott mit der Geburt seines Sohnes Jesus in die Armut und Not der Welt gekommen sei. "Er hätte sich nicht der Heimatlosigkeit, der Unbehaustheit, der Obdach- und Wohnungslosigkeit dieser Welt aussetzen müssen."