Kardinal Woelki sichert 100.000 Euro Soforthilfe für Beirut zu

"Wir müssen helfen"

Das Schicksal der Menschen in Beirut geht dem Kölner Erzbischof auch persönlich nahe, der gute Verbindungen in den Libanon pflegt. Schnell und unbürokratisch wird jetzt geholfen.

Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

DOMRADIO.DE: Herr Kardinal, das waren erschreckende Bilder, die wir aus der libanesischen Hauptstadt Beirut gesehen haben. Sie waren selbst 2017 in der Stadt. Wie haben Sie diese Bilder aufgenommen?

Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbischof von Köln): Ich habe meinen Augen - dem, was ich dort gesehen habe, urplötzlich in den Nachrichten damit konfrontiert - nicht glauben können. Das ist wirklich schlimmer, als man sich jedweden Bombenangriff vorstellen kann. Mein ganzes Mitgefühl, mein Herz ist dort, bei den Menschen, ist dort, bei den Christen, ist bei Kardinal Raï, dem Patriarchen der maronitischen Kirche, der mich hier 2015 in Köln besucht hat und den ich, wie Sie sagten, 2017 besuchen konnte. Und wir müssen jetzt einfach unsere Solidarität mit den Menschen dort zeigen. Und die zeigt sich sicherlich im Gebet. Aber auch, denke ich, in tatkräftiger Hilfe.

DOMRADIO.DE: Der Libanon ist in einer angespannten politischen Situation. Wie erleben Sie dort die Christen in der aktuellen Situation? Und welche Rolle erwarten Sie auch von den Christen, die auch sehr stark von der Explosion betroffen sind? Bis zu 300.000 Menschen haben wahrscheinlich ihre Bleibe verloren. Was erwarten Sie da von den Christen vor Ort, und was erwarten Sie von uns, Christen und Katholiken hier im Erzbistum Köln und in Deutschland?

Woelki: Die politische Situation, in der sich der Libanon befindet, ist gegenwärtig äußerst schwierig. Seit Oktober finden dort regelmäßig Protestaktionen der Bevölkerung statt. Es ist so, dass die Regierung insbesondere der Misswirtschaft beschuldigt wird. Korruption und Staatsverschuldung, das Gesundheitssystem, das am Boden liegt. Das sind Dinge, die dort benannt werden müssen. Die Situation ist so verfahren und so schlimm, wie sie eigentlich seit dem Bürgerkrieg, der dort im Libanon 1975 bis 1990 tobte, nicht mehr gewesen ist. Und deshalb hat sich Kardinal Raï und auch die anderen Kirchen sehr deutlich auf die Seite des Volkes der Menschen im Libanon gestellt und hat sehr klar sich positioniert, dass gesellschaftliche Veränderungen angestoßen werden müssen, und hat auch die Christen aufgerufen, hier Verantwortung zu übernehmen. Das ist bei vielen anderen Religionsgemeinschaften sehr aufmerksam verfolgt worden.

Das ist sehr positiv wahrgenommen worden, und das ist auch sehr positiv bei den jungen Menschen des Libanon wahrgenommen worden. Ich weiß, dass da eine Veranstaltung an der Maronitischen Universität Notre Dame in Beirut gewesen ist und die Universitätsleitung dort die Jugendlichen aufgefordert hat: "We need you for the future, go try to make change." (Wir brauchen euch für die Zukunft. Versucht etwas zu ändern.) Die Kirche setzt auch da sehr stark auf junge Menschen.

Ansonsten: Wir haben die schrecklichen Bilder insbesondere vom Hafen gesehen. An den Hafen schließen sich Wohnviertel an, die mehrheitlich von Christen bewohnt werden, natürlich auch von Muslimen, aber mehrheitlich Christen sind dort. Und ich finde, dass wir denen helfen müssen. Es sind auch zwei katholische Krankenhäuser zerstört worden und evakuiert worden. Das Krankenhaus der Rosenkranz-Schwestern in unmittelbarer Nähe zum Hafen ist sehr stark davon betroffen worden. Es musste alles evakuiert werden. Wir werden seitens des Erzbistums 100.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung stellen, damit dieses Krankenhaus und den Menschen dort geholfen werden kann.

Das Gespräch führte Alexander Foxius.

 


Quelle:
DR