Kardinal Woelki verteidigt Vorgehen gegen Erftstädter Pfarrer

"Verfahren transparent und nachprüfbar"

Im Fall des wegen Missbrauchsvorwürfen beurlaubten Pfarrers Jansen hat der Kölner Kardinal Woelki das Vorgehen des Erzbistums verteidigt. Er wies im Zeitungsinterview Vorwürfe zurück, man habe den Pfarrer abstrafen wollen.

 (DR)

Das Erzbistum hatte den 73-jährigen Pfarrer Winfried Jansen wegen des Vorwurfs "sexueller Grenzverletzungen" in den 1970er Jahren Anfang Februar von seinen seelsorgerischen Aufgaben suspendiert. Kardinal Woelki sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", Vorwürfe, das Erzbistum habe Jansen damit fertigmachen wollen, seien "völlig abstrus". "Wir haben sehr sorgfältig und in Ruhe geprüft", sagte Woelki.

Bei dem Verfahren würden die bischöflichen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch angewendet. Es sei deshalb "transparent und nachprüfbar", betonte Woelki. Dem Pfarrer wird unter anderem sexuell grenzverletzendes Verhalten gegenüber einem damals neunjährigen Mädchen Anfang der 70er Jahre vorgeworfen.

Belastung für die Opfer nicht noch vergrößern

Woelki wies darauf hin, dass sich seither weitere Betroffene wegen sexueller Grenzverletzungen gemeldet hätten. Der suspendierte Pfarrer sehe außerdem mittlerweile ein, dass er sich "nicht korrekt verhalten" habe. Der Erzbischof betonte, für ihn sei entscheidend, dass die Bistumsverantwortlichen "nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt hätten.

"Wir konnten mit Rücksicht auf die Opfer nicht alles offenlegen, was wir über die damaligen Vorgänge wissen. Das hätte vielleicht zu einem größeren Verständnis der Gemeinde für unser Vorgehen beigetragen. Es hätte aber für die Opfer die Belastung noch vergrößert, die schon allein das öffentliche Aufsehen für sie bedeutet", sagte Woelki.

Scharfe Kritik am Erzbistum

Daher müsse er es "dann eben aushalten, dass ich beispielsweise wegen Verleumdung oder Rufmord angezeigt werde", so der Erzbischof. Bei der Staatsanwaltschaft waren mehrere Strafanzeigen gegen ihn sowie gegen den Pressesprecher des Erzbistums, Christoph Heckeley, und Generalvikar Stefan Heße gestellt worden.

In der Pfarrei in Erftstadt hatten sich viele Gemeindemitglieder hinter den beschuldigten Geistlichen gestellt und teils scharfe Kritik am Erzbistum geäußert. Woelki kündigte an, der für die Region zuständige Weihbischof Manfred Melzer werde im März und April zweimal nach Erftstadt reisen. Der beschuldigte Pfarrer ist von seinen Aufgaben entpflichtet, bis die Kongregation für Glaubenslehre im Vatikan über seinen Fall entschieden hat.


Kardinal Woelki  (dpa)
Kardinal Woelki / ( dpa )
Quelle:
KNA , DR