„Gott hat Rupert Neudeck zu sich gerufen, nach menschlichem Ermessen viel zu früh", so Woelki in einem Kondolenzschreiben. "Die Nachricht von seinem Tod macht mich sehr betroffen." Neudeck habe als Kind Flucht selbst miterlebt und dann als unermüdlicher Helfer in den Kriegsgebieten der Erde die Not der Flüchtlinge geteilt. "Sein Einsatz galt den Verlassenen und Verlierern in den Krisenregionen dieser Welt", schreibt Woelki.
Er selbst habe Neudeck zuletzt im vergangenen Juni beim Gedenkgottesdienst "23.000 Glockenschläge" auf dem Roncalliplatz in Köln zusammengearbeitet, so der Kardinal. Er habe Neudecks "unbeirrbaren, geradezu sturen Willen zu tatkräftiger Hilfe für Menschen in Not" immer bewundert.
"Sein aus dem Glauben gespeistes beharrliches Engagement hat den Begriff Menschenwürde praktisch und anschaulich werden lassen. Für dieses Glaubens- und Lebenszeugnis bin ich ihm sehr dankbar", schreibt Woelki. Er bete für Neudecks Frau, Familie und Freunde.
Trauer in der Politik
Auch viele Politiker äußerten sich betroffen. Bundesjustizminister Heiko Maas twitterte: "Rupert Neudeck hat vielleicht das Größte geleistet, was ein Mensch überhaupt tun kann: Menschenleben retten. #RIP". Die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter, twitterte: "Mit Neudeck verlieren wir einen der wichtigsten Vorkämpfer für die Rechte von Flüchtlingen. Sein Tod ist ein großer Verlust!" NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bezeichnete Neudeck als "starkes Vorbild".
Außenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte Neudeck als einen "großen deutschen Aktivisten für die Menschlichkeit". "Mit seinem unermüdlichem Engagement bleibt er als Beispiel für viele Menschen in Erinnerung", betonte Steinmeier. Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, nannten Neudeck "einen herausragenden Kämpfer für die Menschenrechte und engagierten Unterstützer der Friedenspolitik".
Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, zeigte sich "geschockt und tieftraurig". Er twitterte: "Heute verstarb mein Freund und Wegbegleiter Rupert Neudeck @gruenhelme. Ein radikal-humanitärer Helfer - R I P."
Bundespräsident Joachim Gauck hat Neudeck als Vorbild gewürdigt. "Mit Rupert Neudeck verliert unser Land einen Mann, der beherzt, mutig und auch kompromisslos für Menschen in Not eintrat", erklärte das Staatsoberhaupt in einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Beileidsschreiben an Neudecks Frau Christel. Mit Cap Anamur habe Neudeck tausenden Menschen das Leben gerettet.
Der gebürtige Danziger habe "gesehen und gehandelt" und damit ein Beispiel dafür gegeben, "wie viel Gutes ein Einzelner anstoßen und bewirken kann". Er habe der deutschen Katastrophenhilfe ein Gesicht und den Opfern eine Stimme gegeben.
Merkel: Vorbild gelebter Mitmenschlichkeit
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Rupert Neudeck als "wahres Vorbild gelebter Mitmenschlichkeit" gewürdigt. Die Kanzlerin reagierte "mit tiefer Trauer" auf den Tod des Cap-Anamur-Gründers. Das Land verliere einen weltweit geachteten Aktivisten für Menschenrechte und Humanität, erklärte Merkel. Neudeck habe sich nie mit Missständen abgefunden, sondern es stets als seine Aufgabe angesehen, einen praktischen Beitrag dazu zu leisten, Not zu lindern.
Sie denke "mit großer Dankbarkeit" an zahlreiche Begegnungen und Gespräche mit Neudeck, erklärte die Kanzlerin und sprach Neudecks Frau Christel ihre Anteilnahme aus, die, so Merkel, "am Lebenswerk ihres Mannes einen so großen Anteil hat".
Neudecks Worte und die Beispiele seiner konkreten Nächstenliebe hätten weit über seinen Tod hinaus Bestand. Mit der Rettung vietnamesischer Bootsflüchtlinge durch die "Cap Anamur" habe er vielen Menschen die Chance auf ein neues Leben in Sicherheit und Freiheit gegeben: "Diese wie andere Initiativen Rupert Neudecks können uns auch in Zukunft ein Leitbild sein", erklärte die Kanzlerin.
Reker: Kompromissloses Engagement für Menschenrechte
Köln Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich betroffen: "Rupert Neudeck hat sich sein ganzes Leben lang mit aller Kraft für die Hilfsbedürftigen und Notleidenden in den Krisengebieten unserer Welt eingesetzt und dabei viele Menschenleben gerettet", betonte Reker. "Sein kompromissloses Engagement für Menschenrechte und Humanität, sein großes Einfühlungsvermögen und seine Fähigkeit, die Notwendigkeit des Handelns mitreißend zu kommunizieren, hat mich immer tief beeindruckt."