Auf Einladung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln sprach der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, am Samstag bei der Vollversammlung in Bensberg ein Grußwort über die derzeitige Debatte bezüglich des Kommunionempfangs.
Der Erzbischof bekräftigte in dem Grußwort im Hinblick auf konfessionsverschiedene Ehepaare seine "Hochachtung gegenüber denjenigen, die nichts vorwegnehmen und den Schmerz der Spaltung auch in ihren Ehen aushalten". Es sei besonders wichtig, dass diese Ehepaare in den Gemeinden "verstärkte Aufmerksamkeit und seelsorgliche Begleitung finden müssten".
"Ungeschriebene Regel"
Kardinal Woelki hob hervor, dass es die "ungeschriebene Regel gibt, diese Ehepartner an der Kommunionbank nicht zurückzuweisen". Es sei jedoch ein Fehler, wenn auf Basis der "pastoral begründeten Ausnahmeregelungen eine neue Norm festgeschrieben" werden solle.
Der Empfang der Heiligen Kommunion setze die Kirchengemeinschaft voraus und gehöre, wie auch der Heilige Vater betont hat, zu den "Werten, die mit besonderer Sorgfalt bewahrt werden" müssten. Deshalb gehörten diese Ausnahmeregelungen in den "Raum der persönlichen Pastoral, der geistlichen Begleitung, der Beichtpastoral und der individuellen Gewissensentscheidung des Gläubigen" und könnten nicht formal mit dem Status konfessionsverschiedener Eheleute verknüpft werden.
Es sei außerdem wichtig, so der Kardinal, sowohl den Glauben der ökumenischen Schwestern und Brüder als auch den eigenen besser kennenzulernen. Dabei stelle man fest, dass bereits viele Gemeinsamkeiten gelebt werden könnten. Dazu gehöre das gemeinsame gesellschaftliche Engagement im Bereich der Ökologie, der sozialen Gerechtigkeit und die Herausforderung, die Gottesfrage angesichts einer zunehmen säkularen Gesellschaft aufrecht zu erhalten.
Gemeinsame Suche nach der Wahrheit
Kardinal Woelki betonte im Anschluss an das Grußwort, dass das "Ringen um Positionen seit jeher zum Wesen der Kirche gehört - schon seit dem ersten Apostelkonzil". Die gemeinsame Suche nach der Wahrheit sei "Kennzeichen einer lebendigen Kirche. Wo man nicht mehr streitet, ist Tod und Erstarrung".
Sachliche Diskussion
Woelki wiederholte seine bereits in der Vergangenheit geäußerte Forderung, hinsichtlich der Eucharistiegemeinschaft sachlich miteinander zu diskutieren und Emotionalisierung zu vermeiden: "Das tut der Diskussion nicht gut". Außerdem bekräftige Woelki, dass der Brief der sieben Bischöfe an Rom bei mehreren Gelegenheiten offen kommuniziert worden sei.
Der Erzbischof sprach am Samstag außerdem über die Verantwortung jedes getauften und gefirmten Gläubigen, an der Zukunft der Erzdiözese mitzuwirken. Jeder Gläubige und auch die Kirche als Ganze habe den Auftrag der "Sendung, Christus in die Welt zu bringen, egal ob als Teil des Diözesanrates, Priester oder als Pastoraler Dienst".
"Sendung" sei deshalb eine "theologische Kategorie" und nicht nur die Frage von zukünftigen pastoralen Räumen. Sie beinhalte die Frage, "wie man in Zukunft eine lebendige Kirche sein will, und wie man eine echte Willkommenskultur an jedem einzelnen Kirch-Ort in den Seelsorgebereichen etablieren kann".
Herausforderung annehmen
Die konkrete Ausgestaltung müsse zu den Gegebenheiten vor Ort passen und sei "in der Düsseldorfer Altstadt anders als in Köln Mitte", so Woelki weiter. Eine bloße Diskussion darum, wie man bestehende Strukturen stützen könne, sei rückwärtsgewandt: "Es ist unser aller Aufgabe, die Zukunft, die Gott selbst ist, in unsere Gegenwart hinein zu gestalten. Das geht nur dann, wenn wir alle – Laien, Priester und alle Hauptamtlichen – diese gemeinsame Herausforderung annehmen."
Am Schluss seines Besuchs wünschte der Erzbischof dem zu wählenden Vorstand gutes Gelingen für seine Aufgaben und sprach eine Einladung zu einem Gespräch mit dem neu konstituierten Vorstand aus.