Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat den Todeswunsch von Menschen als "Ernstfall" in einer humanen Gesellschaft bezeichnet. Wenn Menschen ihr Leben als nicht mehr lebenswert betrachteten, dann müssten ihre Mitmenschen ihnen widersprechen, schreibt der Kardinal in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag).
Der Artikel 1 des Grundgesetzes - "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - setze voraus, dass kein Mensch einem anderen sagen dürfe, es sei nicht gut, dass er am Leben sei. "Wir müssen einem solchen Menschen spürbar machen, dass wir ihn mehr lieben als er sich gerade selbst", so Woelki weiter.
Appell an den Staat
Er appellierte an den Staat, die Hospizbewegung zu fördern. In einer Gesellschaft, "in der ein Gefangener um therapeutische Hilfe fleht und stattdessen höchstrichterlich die Giftspritze gereicht bekommt, oder in der Tötungshelferorganisation zynische Geschäfte damit machen wollen, den Selbsttötungskomfort zu erhöhen", werde es "eiskalt". Der Selbstbestimmung alter und schwacher Menschen drohe "ein schwerer Schlag", wenn die Beihilfe zur Selbsttötung gesetzlich ausdrücklich erlaubt werde. Christen müssten "dafür sorgen, dass sterbende Menschen ohne Schmerzen und in liebevoller Geborgenheit sterben können".
Woelki würdigte die Arbeit von Hospizen. Zugleich äußerte er Verständnis dafür, dass Menschen sich im Bezug auf ihren Tod nichts vorschreiben lassen wollten. Viele Menschen hätten Angst, dass ihnen "ausgerechnet in höchster Not alle Entscheidungen über sich selbst" abgenommen würden.