Die vor gut einer Woche erzielte vorläufige Übereinkunft über die Ernennung von Bischöfen in China sei ein "tragischer Moment in unserer Geschichte", sagte Zen der "Süddeutschen Zeitung". "Sie verraten unsere Kirche."
Papst Franziskus sei "voller Hoffnung", so der Kardinal weiter. "Aber die Leute hinter der Übereinkunft im Vatikan, die haben ihre eigene Agenda, sie brannten vor Ungeduld. Sie wollten Weltpolitik spielen, ihren Namen in den Geschichtsbüchern sehen. Die Kirche aber wird enormen Schaden erleiden."
Kritik an Parolin
Namentlich nannte Zen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und seine Mitarbeiter. Diese seien "Meister darin, verwerfliche Dinge voller Höflichkeit und süßer Worte zu tun". Weiter sagte Zen: "Das System ist das Problem. Der Papst ist nur ein Mensch. Er bräuchte ein Kabinett, das ihn berät."
Franziskus erkannte mit dem Abkommen acht regierungstreue Bischöfe an, die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Damit stehen erstmals seit über 60 Jahren alle katholischen Bischöfe Chinas in Gemeinschaft mit Rom.
Die Ernennung katholischer Bischöfe und die Anerkennung bereits amtierender regierungstreuer, aber ohne Zustimmung Roms geweihter Oberhirten waren ein entscheidendes Hindernis in der Annäherung beider Länder. Deren diplomatische Beziehungen sind seit 1951 unterbrochen.
Derzeit ist der Großteil der geschätzt 13 Millionen Katholiken in China in der staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" organisiert. Daneben besteht eine sogenannte Untergrundkirche mit mehr als 30 Bischöfen ohne staatliche Genehmigung. Von den etwa 65 regierungstreuen Bischöfen waren zuletzt sieben nicht von Rom anerkannt, drei von ihnen ausdrücklich exkommuniziert.
Untergrundkirche im Stich gelassen
Kardinal Zen sagte, die Mitglieder der Untergrundkirche fühlten sich im Stich gelassen. "All die Jahrzehnte haben sie der Kommunistischen Partei und der von ihr aufgebauten falschen Kirche widerstanden. Nun stehen sie da wie begossene Pudel." Wenn die Menschen merkten, dass sich die Kirche mit der in China regierenden Kommunistischen Partei verbrüdere, "dann ist das rufschädigend".
Papst Franziskus habe immer wieder das Recht auf Widerstand aus Gewissensgründen verteidigt, sagte der emeritierte Bischof von Hongkong. "Ich sage den Menschen: Nehmt dieses Recht wahr! Wenn sie auf Euch zugehen und sagen: Werdet Mitglieder der offiziellen Partei-Kirche, dann weigert Euch." Es gebe bereits Mitglieder der Untergrundkirche, die sich am liebsten gegen den Papst und die Partei organisieren würden, sagte Zen, fügte jedoch hinzu: "Ich sage ihnen aber, dass ich eine solche Rebellion nicht anführen werde."