Karfreitagsliturgie im Kölner Dom - die Predigt von Joachim Kardinal Meisner zum Nachhören und -schauen

Tod Christi - Zeichen für Gottes Liebe

Der Kölner Erzbischof und Kardinal Joachim Meisner hat zu Karfreitag den Kreuzestod Jesu als Zeichen für Gottes Liebe betont. "Es ist wirklich das Zeichen dafür, wie sehr Gott uns liebt und wie teuer wir ihm sind, da er einen so hohen Preis für uns eingesetzt hat", sagte Meisner in seiner Predigt anlässlich der Feier vom Leiden und Sterben Christi aus dem hohen Dom zu Köln. domradio übertrug live.

 (DR)

Der Herr sei so tief hinabgestiegen bis in das Reich des Todes, um den Menschen in seiner Himmelfahrt mitzunehmen in die Höhe Gottes. "Vor dem Kreuz müssten eigentlich jedem Menschen alle Minderwertigkeitskomplexe vergehen."

Der Kölner Erzbischof unterstrich, dass mit dem Kreuz Freude in die Welt gekommen sei. Es tröste und ermutige. Das Antlitz Christi habe nicht oberflächlich die Welt zur Kenntnis genommen, "sondern Christus ist hineingetaucht in alles Elend der Welt, er sucht zu heilen und selig zu machen, was verloren ist", sagte er.

Hören Sie das domradio-Interview in zwei Teilen (Teil eins und Teil zwei) mit Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Schwaderlapp, zur Karfeitagsliturgie.

Karfreitag: Der Tag des Fastens
Traditionell ist der Karfreitag ein Tag des Fastens. Die Finsternis des Kreuzes, an die wir heute denken, unterbricht in vielen Häusern die Gesetzmäßigkeiten des Alltags. Womit werden diejenigen konfrontiert, die fasten? Mit etwas Neuem? Nein, mit etwas Exemplarischem. Jesu Passion zeigt uns, was schon immer galt: Menschen leiden, trauern, werden verletzt und verletzen, sind egoistisch oder müssen den Egoismus anderer ertragen. Jesu Passion zeigt uns aber auch, auf welchen Gott er sein Vertrauen wider alle Hoffnung setzt. Wenn Jesus mit den Vätern betet: „In deine Hände empfehle ich meinen Geist", dann spricht er zu einem Gott, der seinem Volk Rettung versprach.

I. Wortgottesdienst

Erste Lesung
Im Dankopfer des Letzten Abendmahles machte Jesus sich zur Gabe für die Welt. Er hat gesehen, was viele nicht sehen wollten, die Verhärtung des Menschen. In Liebe zum Menschen wird er zum Gottesknecht und geht in die tiefste Tiefe hinein. Damit Gott Gefallen an den Menschen finde, blieb er, der ein Mensch wie wir war, ein Gerechter - mit ihm hoffen wir, dass seine Gerechtigkeit für uns alle zählt.

Zweite Lesung
In Jesus Christus erkennen wir einen als unseren Weg zum Heil, der fühlte wie wir, der die Schwäche kannte wie wir, der genauso voll Sehnsucht war nach Leben und sich vor dem Tod ängstigte, wie wir es tun. Durch und dank Jesus, der den Weg als Erster ging, spüren wir, vielleicht nur augenblickshaft, die Gewissheit in uns, dass er den wahren Weg ging, einen Weg, gesäumt von der Barmherzigkeit Gottes.

Passion
Die Passion nach dem Evangelisten Johannes bezeugt einen königlichen Jesus. Während Petrus auf die verzagte Seite des Menschseins hinweist, lässt uns Jesus im Gespräch mit Pilatus das Gegenteil schauen. Mit Jesus kommt ein Königreich in den Blick, das so quer steht zu aller real existierenden Herrschaft, dass es fabelhaft anmutet, ein Reich der Wahrheit. Warum verkündet er es in einer Welt, in der ihn nicht Wertschätzung, sondern Ignoranz und gewalttätige Abwehr erwarten? Indem Jesus das Unannehmbare mit königlicher Würde trägt, kann Gott sich in ihm als der barmherzige Höchste manifestieren, als derjenige, von dem die Schriften wissen, dass er um sein Volk weint: „Mein Volk, was habe ich dir getan, dass du so ungehorsam gegen mich bist?" Josef aus Arimathäa und Nikodemus haben die Würde Jesu erkannt. In ihren Handlungen bezeugen sie das Gesetz, wie es von Jahwe gesetzt und durch Jesus gelebt wurde: Es ist das Gesetz der Liebe.

Ecce Homo
Weniger als die Hoffnung auf ihn
Das ist der Mensch
einarmig
immer
Nur der gekreuzigte
beide Arme
weit offen
der Hier-Bin-Ich
Hilde Domin

Quelle: "Messbuch" Butzon und Bercker