Das diesjährige Sessionsmotto des Kölner Karneval "Mer stelle alles op der Kopp" lässt sich nach Worten von Rainer Maria Kardinal Woelki bereits in der Bibel nachweisen. "Ävver weil d´r leeve Jott ja nit esu is, glaube ich, dass Jesus an dieser Stelle alle Augen (einschließlich der Hühneraugen) zudrücken" und darauf verzichten werde, Rechtsmittel gegen die Karnevalisten einzulegen, sagte der Kölner Erzbischof am Donnerstag beim ökumenischen Gottesdienst mit dem Festkomitee Kölner Karneval von 1823.
Schon mit seiner Geburt im Stall habe Jesus Christus den Vorstellungen vom Kommen eines neuen Herrschers widersprochen, so der aus Köln stammende Woelki. Genauso stelle der Karneval jedes Jahr "das Leben op d'r Kopp", hebe Grenzen und gesellschaftliche Unterschiede auf. "Die Freude, die Jesus Christus uns schenkt, will noch mehr, als unser Leben nur in der fünften Jahreszeit auf den Kopf zu stellen. Ihr geht es darum, unser ganzes Leben neu auszurichten und aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen", sagte der Kardinal. Dabei gehe es gerade nicht um Vorstellungen von Rangordnungen, sondern darum, dass kein Mensch besser sei als der andere, "weil wir im Glauben alle Schwestern und Brüder sind - auch wenn diese Vorstellung bisweilen alles auf den Kopf stellt", betonte der Erzbischof.
Der traditionelle Gottesdienst mit Karnevalisten wurde in diesem Jahr erstmals ökumenisch abgehalten. Neben Woelki nahmen der evangelische Stadtsuperintendent Rolf Domning und Kölns katholischer Stadtdechant Robert Kleine daran teil.
Klare Absage an Gewalttaten wie an Silvester
Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Markus Ritterbach, betonte in einem Grußwort am Ende der Feier, dass der traditionelle Domgottesdienst der Karnevalisten erstmals in ökumenischer Form stattfand. "Das freut uns sehr, ist es doch an dieser Stelle und in diesr Zeit ein ganz wichtiges Signal und ein besonderes Zeichen." Beispielhaft werde damit nicht der Blick auf das Trennende, sondern auf das Verbindende gerichtet. "Vielleicht ist es auch genau das, was unsere Stadt in dieser Zeit ganz dringend braucht", so der Karnevalist. "Ich wünsche mir, dass Kirche und Karneval immer Beispiel geben für ein gutes Miteinander: friedlich, freundlich, mit einem Höchstmaß an Respekt - gerade jetzt."
Auch Woelki äußerte sich während des Gottesdienstes erneut zu den gewalttätigen Übergriffen in Köln in der Silvesternacht. Vor der Segnung der Karnevalskerze, sagte er, "mit dieser Kerze wollen wir die vor uns liegenden Tage der Freude unter den Schutz Gottes stellen, dass das wirklich unbeschwerte und fröhliche Tage werden, ohne dass Menschen zu Schaden kommen und Übergriffen ausgesetzt sind, so wir das an Silversterabend hier in Köln erlebt haben, und wie es für mich nicht vorstellbar war. So etwas wollen wir hier in unserer Stadt und nirgendwo anders erleben und erst recht nicht bei unserem großen Fest hier bei unserem Karneval."
Köln sei eine weltoffene und tolerante Stadt, so Woelki weiter, in der jeder seinen Platz habe. Köln stehe für Toleranz, aber für solche Vorfälle, wo Menschen zu Schaden kämen oder in ihrer Würde verletzt würden, "haben wir hier in unserer Stadt keinen Platz und kein Verständnis". Darauf erhielt der Kölner Erzbischof großen Beifall im voll besetzten Dom.
(KNA, epd, domradio.de)